DISKREPANZ
Herr Einsatzleiter vielen Dank für Klarheit heute –
Verantwortlich sehn sie sich für die eignen Leute,
dass sie in ihrer Einsatzzeit kein Schaden nehm‘,
ich glaub es ihnen, denn das wär unangenehm…
Doch ein, zwei Fragen bleiben offen noch bis jetzt:
Wie steht’s um die Verantwortlichkeit vorm Gesetz,
dass es gewahrt bleibt und das Recht zur Geltung bringt,
so dass der Schutz der ander‘n Leute auch gelingt.
Blicken wir mal auf die Verhältnismäßigkeit:
Wie’s um sie steht in diesem Land in dieser Zeit,
An welchem Leitgedanken sie sich orientiern,
und nicht den Kompass dabei aus dem Blick verliern.
Was soll verhältnismäßig sein, was meinen Sie?
Zu harter Einsatz ohne Grund den gäb es nie?
Ne Lücke zwischen Theorie und Praxis klafft –
Die mich nun praktisch, nicht nur theoretisch schafft.
Solln ihre Einsatzmittel im Verhältnis stehn,
zu dem was vorgeworfen wird, zu dem Vergehn,
damit ein Rechtsverstoß, wenn es ihn wirklich gibt,
die Grenze zwischen Recht und Unrecht nicht verschiebt.
Sie haben sicher einen gut geschärften Blick,
gut ausgebildet kenne sie so manchen Trick,
wie man Gesetzesbrecher zweifelsfrei erkennt,
und sicher brave Bürger klar von ihnen trennt.
In Prozession warn wir mit Kreuzen auf dem Weg,
viele Betagte. Manche sangen unentwegt,
kirchliche Lieder und man schritt zu dem Gesang,
gemessenen Schrittes die geteerte Straße lang.
Die Polizei hat unser Weg zweimal blockiert –
Warum? Weshalb? Was hat an uns sie irritiert?
Fährt ein Gefangenentransporter hinter uns her,
weil der Protest von uns derart gefährlich wär?
Verkommt die Polizei zu einer Bütteltruppe?
Sind Recht und Gesetz ihr offensichtlich schnuppe?
Degeneriert sie nun zur Werkschutz-Assistenz?
Ist genau das die Polizei noch, die du kennst?
Entspricht sie nun nur noch den Mafia-Gardisten,
anstatt bei mafiösen Firmen auszumisten,
und wird zum Bündnispartner eng im Schulterschluss,
dann weiß man, wann man nunmehr vorsichtig sein muss.
©2023 Gerd Schinkel