RÜCKENDECKUNG

 

Wer schlecht beraten und verraten

leere Versprechungen sortiert,

der legt die Utopien auf Seite,

Realismus respektiert.

Die am lautesten zu hörn warn,

drehn sich ab und tauchen weg,

hinterlassen Matsch und Müll,

verfolgen einen neuen Zweck.

 

Für Rückendeckung, Unterstützung, wird‘s zu spät,

wenn man für Utopien die Gegenwart verrät.

 

Jahrelangen Kampf verloren…

wo bleibt die Motivation,

wenn Enttäuschung überhandnimmt,

klingen Versprechungen wie Hohn:

Gleich am Samstag nach dem Urteil

würd man lautstark widerstehn -

doch dann wurde umgeplant,

bereit sich einfach abzudrehn.

 

Irgendwann ist man am

Nervenende angelangt,

wenn blumige Verheißung

sich um Inhaltsleere rankt.

Selbst breite Schultern, die sind

unter zu viel Last zu schmal: -

Die einen wählen sich Termine –

andere haben keine Wahl.

 

Ungerechtigkeit im Blickfeld

sieht nicht, wer die Augen schließt

und in Solidaritäterschaft

mit fernem Leid zerfließt.

Wenn das Klima hier zerstört wird,

braucht man hier den Widerstand.

Globalisierung im Protest

spaltet nachhaltig das Land.

 

Wer vier Wochen erst mal warten

will, bevor er protestiert,

hat die Dringlichkeit der Demo

deutlich selbst relativiert

und lässt den, der dringend Rücken-

wind braucht, nass im Regen stehn,

und könnte an dem Tag bequem

genauso gleich zum Joggen gehn.

 

Wenn der eigene Kalender

das Bewusstsein dominiert,

man die Lippen nur gespitzt hält,

aber keinen Pfiff verliert

und sein eignes Süppchen umrührt,

wenn‘s woanders überkocht,

trägt die eigne dicke Kerze

mit nem viel zu kurzen Docht.

 

© 2022 Gerd Schinkel