VERFEHMT
Du weißt nicht, lebst du noch oder steckst im schlimmsten Traum,
jenseits von jeder Zeit, abseits von jedem Raum?
Ist das, was Julian Assange und Edward Snowden droht -
weitaus schlimmer als ein unberechenbarer Tod?
Du hast nie da hingewollt - doch nun bist du dort -
fürchtest jetzt, man lässt dich da krepiern, nie wieder fort.
Hast du inzwischen schon vergessen, wer und wo du bist?
Wenn du zu essen kriegst, bist du dir sicher, was du isst?
Was lässt man dich trinken, vielleicht nur dieses mal?
Peinigen dich Ängste in unendlicher Qual?
Hörst du um dich Geräusche und wirst um den Schlaf gebracht?
Mit Dunkelheit und grellem Licht? Weißt du, ob Tag ist oder Nacht?
Keiner darf dir zuhörn und niemand mit dir spricht,
du verlierst Vertrauen, Hoffnung, und die Zuversicht.
Du weißt, sie wolln dich haben, und verlangen deinen Tod -
kämst du auch woanders hin du wärst überall bedroht.
Nirgends wärst du sicher vor Killern, Kugeln, Colt -
hast du dir das so vorgestellt? Hast du es so gewollt?
Was für dich vorgesehen ist, läuft auf dasselbe raus -
ausgeschlossen und verfemt - wie viel hältst du noch aus?
wirst du je wieder rauskomm‘, geht das irgendwann vorbei?
Was ist Strafe? Was ist Rache? Im Ergebnis einerlei…
Sag ade zum Leben, du hast alles hinter dir -
auch wenn dich der Tod nicht findet - was willst du noch hier?
als Spielball der Interessen hast du passiv mitgemischt -
und wirst, pfeift man dein Spiel ab, kurzerhand vom Feld gewischt.
© 2022 Gerd Schinkel