LOCKDOWN
Ich weine fast den ganzen Tag,
kaum ich mich aus dem Zimmer wag.
Deutlich spür ich, ich bin im Weg,
auch wenn ich mich doch kaum beweg.
Sie haben Sorgen, haben mich,
doch konzentriert sind sie auf sich,
und ihre Nerven liegen blank –
wär gerne unsichtbar im Schrank.
Der eine säuft, die andere schreit,
ich wär am liebsten irgendwo weit,
wo ich nicht mitkrieg, was hier läuft,
wenn nicht nur einer heftig säuft.
Sie sind den ganzen Tag zuhaus,
halten sich selber kaum noch aus,
sind aggressiv ganz ohne Grund –
und schlagen mich grün, blau und bunt.
Ich sitz versteckt und kann nicht raus,
halt es hier nicht mehr länger aus,
doch weiß ich nicht, wo soll ich hin,
wenn ich verborgen einsam bin.
Sagt einer mir, dass er mich liebt,
es garantiert bald Schläge gibt,
brauch sie nur ängstlich anzusehn,
fang sie an, auf mich loszugehn.
Ich frag oft, was hab ich getan,
warum tun sie mir all dies an,
was ist die Schuld, die auf mir liegt,
schwer auf mir lastet, mich verbiegt.
Die letzten Prügel tun noch weh,
wenn ich vor ihnen zitternd steh,
der Griff ist hart, der Griff ist fest,
wenn er mich nicht nach draußen lässt.
Er zieht den Gürtel aus dem Bund,
nun schlägt er mich bald wieder wund,
wenn ich laut schrei‘, schlägt er noch mehr,
wo nimmt er diesen Hass nur her.
Wer hat mich auf die Welt gebracht.
und kann mich quälen Tag und Nacht?
könn‘ sie mit mir tun, was sie wolln?
Wie kann ich dies ertragen solln?
Copyright 2020 Gerd Schinkel