HASENFUSSBLUES                                                                       e/5

 

 

 

Ich seh immer wieder gern die Polizei von ziemlich fern,                            e

 

am liebsten hab ich es, wenn ich sie gar nicht seh,                                     ea

 

weil ich nun mal auf Polizisten nicht so steh.                                            H7e

 

Ich weiß zu gut noch, wie es war, als ich mit eignen Augen sah,                e

 

wie sie auf Demonstranten losging‘ mit Gewalt,                                       ea

 

und selbst vor Kindern gab’s kein Zögern und kein Halt.                            H7e

 

Ich bin nicht mutig, eher scheu, und was ich sah, war für mich neu,          a

 

ich hätt es nie geglaubt, hätt ich’s nicht selbst gesehn.                               e

 

Ich sagte mir, halt dich da raus, wie siehst du sonst am Ende aus,            a

 

und willst du, dass dir nichts passiert, solltest du gehn…                           H7

 

 

 

ich glaub, ich tu‘s, ich glaub, ich tu’s –                                                 ea

ich hab so Schiss - und krieg den Hasenfuß-Blues.                              H7e

 

 

 

Ich war am Waldrand, um zu sehn, und dann vielleicht auch zu verstehn,

 

wie etwas kommen kann, was niemand wirklich will,

 

ich grüble oft darüber nach und schweig dann still

 

Inzwischen ist mir nicht mehr klar, ob es so war, wie ich es sah,

 

Wie kann es sein, dass man Erlebtes nicht begreift

 

und es als Trauma unablässig mit sich schleift.

 

Die Gründe, die es dafür gibt, warum man Schuld weit von sich schiebt,

 

sich in der Rolle als Beobachter gefällt,

 

wird immer neuer Hass entfacht, ohne dass einer mal erwacht,

 

und sich dem Wahnsinn ohne Angst entgegenstellt

 

 

 

Ich seh, die Blauen rücken an und rätsle, was ich machen kann,

 

damit die Lage nicht noch weiter eskaliert -

 

gibt’s keinen, der noch aufhält, was jetzt gleich passiert?

 

Behelmt, mit Schlagstock und mit Schild sehn sie martialisch aus und wild.

 

Ich fühl mich so, als stünd ich unverrückbar quer,

 

als ob ich in nem faschen Film Komparse wär…

 

Ich zittere schon am ganzen Leib, und frag mich nicht, warum ich bleib,

 

ich bin gelähmt, beweg mich keinen Schritt vom Fleck,

 

bin nicht im Stande mehr zu fliehn, vor dem, was mir unmöglich schien,

 

und merk, jetzt bin ich mitten drin, lauf nicht mehr weg.

 

 

 

Seh manchem Blauen ins Gesicht, weil das auch ohne Worte spricht,

 

und was ich sehen kann, das ist ambivalent,

 

weil man auch unter Masken manches gut erkennt.

 

So mancher Blaue ist gereizt, manch einer mit Gefühlen geizt,

 

so mancher fühlt sich in den Einsätzen verheizt,

 

bedenkt man, wie sich der Minister eitel spreizt.

 

Ich spür von Mitleid keine Spur – bei manchem seh ich Ängste pur,

 

die mancher, der da vor mir steht, kaum kontrolliert.

 

Schmeiß doch die Ausrüstung in‘ Dreck, lauf vor dem Missbrauch einfach weg,

 

am besten gleich – entscheid dich, eh noch was passiert.

 

 

 

Jetzt komm schon, tu’s, jetzt komm schon, tu’s –

Hab keinen Schiss, krieg nicht den Hasenfuß-Blues…

 

 

 

Copyright 2019 Gerd Schinkel