Schilda in Stade

 

 

 

Ein Rätsel, unbegreifbar, will mir scheinen,

 

hat sich doch an der Elbe selbst gelöst,

 

Man fragt nicht mehr, wen wird die Sage meinen,

 

in welcher Stadt wird vor sich hin gedöst…

 

Wo kann man nicht von zwölf bis Mittag denken,

 

und glaubt, man hat von allem einen Plan,

 

die Stadtspitze, der Rat, die Bürgermeisterin,

 

glauben fest, man habe alles wohl getan.

 

 

 

Die Stadt heißt Stade und liegt an der Elbe,

 

nicht weit von Hamburg an dem breiten Strom.

 

Man weiss nun Stade / Schilda – ist dasselbe.

 

Lang holte man sich Strom dort aus Atom.

 

Das Kraftwerk wurd nach Jahren abgeschaltet:

 

Nicht mehr so sicher, ausgedient, zu alt,

 

Nun will man dort ein Kohlekraftwerk bauen –

 

am liebsten gleich, doch ganz bestimmt schon bald.

 

 

 

Es gibt in diesem Schilda – Pardon: Stade –

 

ein Unternehmen, das viel Strom verbraucht.

 

Im Rathaus denkt man, es wär wirklich schade,

 

wenn ohne Industrie kein Schornstein raucht.

 

Man hält sich dort für eine Fortschrittsfestung,

 

und lässt die Industrie tun, was sie will,

 

schert sich auch einen Dreck um Luftverpestung,

 

und schweigt auch zu den Folgen lieber still.

 

 

 

Ein Kohlkraftwerk an den Fluss zu bauen,

 

ist so, als ob man Lendenschürze näht,

 

die niemand trägt – das würd sich keiner trauen,

 

das wär ein paar Jahrtausende zu spät.

 

Ein Kohlekraftwerk sehr dem Klima schadet,

 

verstromt man Kohle und der Schornstein raucht.

 

Der Stadtrat hat wohl viel zu heiß gebadet,

 

als er befand, dass man so’n Kraftwerk braucht.

 

 

 

Dem Widerstand der Bürger wurd beschieden,

 

von Richtern, die man anrief bei Gericht,

 

die hatten sich zu informiern, vermieden,

 

und glaubten, schaden kann so’n Kraftwerk nicht.

 

Die Richter, die den Urteilsspruch verkündet,

 

warn Schildbürger, vermutlich im Exil,

 

und die Vermutung ist auch gut begründet,

 

zweifellos spricht dafür ziemlich viel.

 

 

 

Copyright 2017 Gerd Schinkel