Glaubensrisiko

 

 

 

Ich weiss, was ich gelernt hab, auch, was ich nicht weiss.

 

Wegen meiner Wissenslücken lauf ich nicht im Kreis.

 

Manchen fällt es leicht zu glauben, was man ihnen sagt.

 

Bin misstrauisch und skeptisch, hab viel hinterfragt.

 

Ich fremdel mit nem Glauben, der behauptet, nicht beweist,

 

irgendwo sei jemand, der’s verlangt, dass man ihn preist,

 

mit seinen Finger überall mir seine Hand doch reicht,

 

unsichtbar und doch zu spürn, der keinem andern gleicht.

 

 

 

Kann er mir vergeben, wenn ich zweifle, mir verzeihn?

 

Kann ich mich ihm entziehn? Kann ich, wie ich sein will, sein?

 

Nimmt er mir Distanz nicht übel, oder straft er streng,

 

wenn ich mich nicht unterwerfe, mich nicht an ihn häng?

 

Das Risiko zu irren, das macht mir auch keine Qual.

 

Und falls ich mich vertan hab, dann ist mir das auch egal.

 

Hätt ich ne Erscheinung, in real oder im Traum -

 

dass ich mich davor fürchten müsste, ehrlich, glaub ich kaum.

 

 

 

Ob ich, dass ich, wie ich glaube oder auch woran,

 

das ist meine Sache, wen geht es denn etwas an?

 

Dass ich mich irren könnte, schliess ich gar nicht aus.

 

Sollte dies der Fall sein, dann macht mir das nichts aus.

 

Ich sag nicht, dass es keinen gibt, nur dass ich keinen seh.

 

Sag auch nicht, dass ich stets alles, was ich seh, versteh.

 

Mag sein, dass es jemand gibt, der einst die Welt erschuf.

 

Vielleicht seh ich ihn ja mal, hör deutlich seinen Ruf.

 

 

 

Ich fremdel mit nem Glauben, der behauptet, nicht beweist,

 

irgendwo sei jemand, der’s verlangt, dass man ihn preist,

 

mit seinen Finger überall mir seine Hand doch reicht,

 

unsichtbar und doch zu spürn, der keinem andern gleicht.

 

Ob ich meine Zweifel irgendwann noch mal verlier?

 

Ob er mich zu sich hinzieht? Oder zieht es mich zu ihr?

 

Ich kann mir nicht vorstelln, es käm wirklich auf mich an.

 

Welcher Hahn wird danach krähn, ob ich glauben kann...

 

 

 

Copyright 2017 Gerd Schinkel