SILVESTER 2016

 

 

 

Böller fliegen krachend um die Ohren,

 

als wäre man im Bombenhagel ganz verloren.

 

Raketen steigen zischend ganz hoch in die Luft,

 

zwischendurch ein Rohrkrepierer bloß verpufft.

 

Am Himmel platzen helle Sterne, falln herunter.

 

In allen Farben machen sie den Himmel bunter.

 

Und irgendetwas knattert lang noch hinterher,

 

bedrohlich laut wie ein Maschinengewehr.

 

 

 

Ich mag nicht sagen, was ich fühle, was ich denk,

 

und seh mein Leben, dass ich lebe, als Geschenk,

 

und denk, wie es wohl einem Menschen gehen mag,

 

der kurz vorher im Ziel von Luftangriffen lag.

 

 

 

Um mich herum wird Sekt in Gläser eingegossen -

 

dort, wo so mancher herkam, wird auch heut geschossen.

 

Und mancher, der erst schwer verwundet wurde, stirbt,

 

und einer, der darüber singt, den Spaß verdirbt.

 

Um mich herum lässt man mit Freude Gläser kingen.

 

Was mag das neue Jahr uns wohl so alles bringen?

 

Muss man sich Deckung suchen und auch angstvoll fliehn?

 

Oder genügt es schon, sich wärmer anzuziehn?

 

 

 

Ich mag nicht sagen, was ich fühle, was ich denk,

 

und seh mein Leben, das ich lebe, als Geschenk,

 

und denk, wie es wohl einem Menschen gehen mag,

 

der kurz vorher im Ziel von Bombenhagel lag.

 

 

 

Manche ein zweites Mal sich Sekt in Gläser gießen,

 

und andere hörn nicht auf, Raketen hoch zu schießen.

 

Dazwischen knallt mal lauter ein Kanonenschlag -

 

es ist Silvester - dazu ich nun nichts sagen mag.

 

Man wünscht ein frohes neues Jahr und alles Gute...

 

Wie ist den Heimatlosen wohl grad jetzt zumute,

 

die man als Bombenleger für verdächtig hält -

 

ob denen das Silvesterfeuerwerk gefällt?

 

 

 

Ich mag nicht sagen, was ich denke, was ich fühl,

 

seh gut gelaunte Menschen, tauche ins Gewühl.

 

Mit manchen stoß ich an und drück sie an die Brust

 

und rette unter Freunden mir die Lebenslust.

 

 

 

Copyright 2016 Gerd Schinkel