Rosenburg                                                              e/0

 

 

 

In der Rosenburg glimmt gedimmtes Licht -                  eD9G

 

Als man vertraulich die Lage bespricht:                         a6H8CD

 

Das Reich ging verloren. Was wird denn nun bloss?

 

Die Lage ist ernst, doch nicht hoffnungslos.

 

Mancher hat seinen Schreibtisch, ist wieder im Amt,      eH7

 

der die braune Vergangenheit gar nicht verdammt:        CDe

 

Nicht alles war falsch, vieles richtig gemacht,                eH7

 

hat Deutschland nach vorne, nach oben gebracht…      CDe

 

 

 

In der Republik der Kontinuitäter                                   Che

 

dachte man mit Wehmut an früher                                 CD

 

und verfluchte Verräter.                                                e

 

In der Rosenburg in Bonn-Kessenich                             Che

 

bleibt man nazi-gebräunt und am liebsten unter sich.     CDe

 

 

 

In der Villa fühln sie sich am richtigen Ort,

 

fühln sich geborgen, führn das grosse Wort,

 

arbeiten wie von den Nazis gelehrt,

 

legen auf Neubeginn gar keinen Wert.

 

Sie haben das Sagen, die Hebel, die Macht,

 

Seilschaften haben sie voran gebracht.

 

Nun atmen sie durch und dann geht es ans Werk:

 

Akten durchforsten nach falschem Vermerk…

 

 

 

Im Nachfolgestaat wird eifrig mitgemischt,

 

belastende Akten vom Tisch gewischt,

 

Gesetze blockiert, die ein Recht reformiern,

 

durch die sie vielleicht ihren Einfluss verliern.

 

Man schließt seine Reihen, wenn man sich bespricht,

 

dass bloß keiner mit der Vergangenheit bricht,

 

nicht aus der Reihe tanzt und sich verirrt,

 

sich an den Schreibtisch krallt, fest unbeirrt.

 

 

 

Hab als Schüler der Rosenburg nahe gewohnt,

 

nie gefragt, wer in dieser Villa dort thront,

 

hab Jura studiert und davon nichts geahnt,

 

wie Nazis sich ihre Karriere gebahnt,

 

in diesem Staat eingerichtet bequem,

 

den Regierungen nicht einmal unangenehm:

 

Man hat sie befördert, gelobt, pensioniert,

 

die gefälscht ihren Lebenslauf, ganz ungeniert.

 

 

 

Heute sieht man die Schande und wächst auch Scham,

 

wieviele Nazis dieser Staat skrupellos übernahm,

 

in Regierung, Gerichten und Staatsanwaltschaften -

 

viele Verbrecher wollte man nicht mal verhaften.

 

Jahrzehnte danach deckt man auf, wie es war,

 

blickt tief in Abgründe, sieht manches klar,

 

wie Nazis davon kamen, ganz ungeschorn,

 

als hätten sie Krieg und ihr Reich nie verlorn.

 

 

 

Copyright 2016 Gerd Schinkel