Im weg
Im weiten Kleid, knöchellang und Rücken frei.
Ihr kleiner Sohn, der blieb daheim, ist nicht dabei.
Den Schlüsselbund in einer, das Handy in der andern Hand,
beide Beine auf dem Boden hat sie einen festen Stand
Trotz leichter Schuhe steht sie fest und hat sie Halt.
Ihr Haupt erhoben, wie ein Denkmal auf Asphalt.
Der Blick durch ihre Brille, konzentriert nach vorne, engelhaft -
so zeigt sie Haltung und strahlt inne’re Ruhe aus und so viel Kraft,
Entschieden und gefasst, entschlossen, ohne Hast,
weil’s ihnen nicht mehr passt,
was man mit ihresgleichen macht -
man hat zu viele umgebracht…
Der Wind bewegt ihr leichtes, graues Sommerkleid
was nun auch kommt, sie sieht es kommen, ist bereit.
Sie steht vor einer Übermacht im Weg und bleibt ganz unbewegt,
hat sich, wie sie dasteht, mit den Ordnungshütern angelegt…
Sie zeigt Würde, sie zeigt Stolz und sie zeigt Mut -
Kam von weit her, um hier zu tun, was sie da tut.
Polizisten schwer bewaffnet, tragen Helme, davor ein Visier,
verhaften sie mit Handschelln und sie kommt ins Polizeirevier.
Ein Mann vor Jahrn in Peking vor nem Panzer stand,
allein mit Einkaufstüten fest in jeder Hand.
Er blieb in ihrem Weg stehn, ließ sich von ihnen nicht umfahrn,
Dann stieg er auf den Panzer, wollt sehn, wer die Soldaten warn…
Man zog ihn aus dem Schussfeld, zog ihn fort,
aus Angst um ihn, vor Folterqual und Mord…
Die Panzer fuhrn geradaus, und Widerstand hat sich nicht mehr geregt.
Kein Frieden mehr, kein himmlischer, in Peking einfach weggefegt...
Man weiß nicht, was dem Mann aus Peking widerfuhr,
Vermutlich gab es wohl ein Schicksal für ihn nur…
Ein namenloser Held, von dem nicht einer weiß, was ihm geschah -
Ieshia Evens kennt man nun, weiß was in Baton Rouge geschah.
Copyright 2016 Gerd Schinkel