Fehlt an Biss

 

 

 

Er schiebt seine Brille den Nasenrücken rauf -

 

die rutscht sofort wieder runter, das hört nie richtig auf.

 

Er sieht übern Rand alles andere als klar:

 

Zu weit weg das eine, das andere zu nah.

 

Ihm fehlt es an Weitsicht, dass er früher erkennt,

 

wann er vergeblich gegen viel zu hohe Mauern anrennt.

 

Auch nah vor Augen sieht er nicht, was geschieht,

 

sogar wenn’s offensichtlich auf der Handfläche liegt

 

 

 

Refrain:

 

Er ist nicht blind, er sieht nicht hin,

 

ihn interessiert nicht, was da raus kommt,

 

überhaupt - was ist da drin…

 

Er nimmt hin, dass es so ist wie es is

 

zwar hat er seine Zähne noch, doch fehlt es ihm an Biss.

 

 

 

Er kratzt sich den Scheitel, streicht sich übern Kopf,

 

fühlt sich ausgeliefert, ist ja so n armer Tropf,

 

für den sich nichts lohnt, alles hat kein' Zweck,

 

und wie's anderen geht, das interessiert ihn auch n Dreck.

 

er macht sich nichts draus, zieht man ihn übern Tisch

 

oder durch den Kakao, oder kriegt er ein'n gewischt -

 

er weiss, was er will und er hält sich für klug,

 

macht einer ihm was vor, kriegt er davon nicht genug.

 

 

 

Er zieht sich am Ohrläppchen, zwirbelt sein' Bart

 

klopft dumme Sprüche so wie: "Leben ist hart."

 

Er schüttelt den Kopf und dann gähnt er beherzt -

 

nur dann reißt er das Maul noch auf, weil er so gerne scherzt.

 

Hauptsache alles läuft glatt und bequem,

 

er hat keinen stress und er lebt angenehm.

 

Im Fernsehn läuft Fußball und Bier ist so schön kalt -

 

den Löffel abgeben will er auch noch nicht so bald….

 

 

 

Copyright 2016 Gerd Schinkel