Fortschritt                         a6/0

 

 

 

Der Fortschritt bringt den Kreisverkehr,  a6G

 

doch Läden existiern kaum mehr.          F-dE

 

Am Ortsrand steht der Supermarkt.       a6G

 

Da wird bequem nah dran geparkt.        F-dG

 

Und alles hat er im Regal –                   CH8aG

 

nur an den Kassen Personal                 CH8aG

 

Beratung ist nicht vorgesehn –              F- 

 

man soll ja auch nur kaufen gehen,       G

 

den Wagen fülln mit teuren Scheiss –    F- 

 

der Fortschritt, ja, hat seinen Preis.       E

 

 

 

Refrain

 

Wie will man hier, soll man hier,                         Cmaj7/5-

 

muss man hier, kann man hier leben?                a6H7

 

Was Heimat gewesen - jetzt völlig daneben,      C Cmaj7/5-'DH7

 

und nicht erst seit eben                                 H7e

 

 

 

Das Busstoppschild am Straßenrand,

 

vergilbt der Fahrplan an der Wand.

 

Discounter stehn auf freiem Feld,

 

der Stadtrat dies für Fortschritt hält.

 

Verloren geht der Überblick,

 

die Werbung schreiend, grell und dick –

 

ein pralles, buntes Angebot,

 

an dem man zu ersticken droht,

 

von diesem Schrott und jenem Mist –

 

ja, Fortschritt einfach super ist…

 

 

 

Die Läden zu, Schaufenster leer,

 

kein Zweifel: Der Ort lebt nicht mehr.

 

Der Bahnhof liegt schon lang verwaist,

 

der letzte Zug längst abgereist.

 

Asphalt geplatzt, verrostet Schienen,

 

kein Job, kein Lohn mehr zu verdienen,

 

Verfallende Häuser könnt man kaufen,

 

man könnt durch hohle Gassen laufen.

 

Putz bröckelt ab, Farbe verblasst,

 

verlorne Zeit, Anschluss verpasst.

 

 

 

Krähen schrein, es steht die Luft,

 

die letzte Hoffnung platzt, verpufft,

 

die Plätze tot, was bleibt, vergammelt,

 

Fenster mit Brettern fest verrammelt.

 

Schilder verrostet, die Turmuhr steht,

 

es zieht – nicht mal der Wind sich dreht.

 

Trostlose Ecken, Straßen verlassen,

 

kein Etablissement zum Schlemmen und Prassen,

 

Gräber verwahrlost, der Friedhof selbst tot,

 

Ampeln verweigern ihr grün, gelb und rot.

 

 

 

Ein Muttchen mit der Katze sprach

 

und schaut ner dreisten Krähe nach.

 

Ihr Kriegsheld liegt längst unterm Stein,

 

sie hält die Stellung, fast allein.

 

Das Rathaus ausgestorben steht,

 

die Turmuhrzeiger niemand dreht,

 

verstaubt sind Cafe, Gasthof, Bar,

 

lang her, dass hier ein Pächter war,

 

und nirgends mehr ein Straßenlicht –

 

ist längst erloschen, leuchtet nicht.

 

 

 

Copyright 2016 Gerd Schinkel