Steuerung C
Wie es so aussieht oder scheint,
hat ers ja gar nicht so gemeint,
und er hats so auch nie gewollt,
was ihm da nun entgegen rollt.
Er hätt’s vermieden, ganz bewusst,
hätt er’s geahnt, erst recht gewusst.
Denn wenn ihm eines klar ist, dann
ja wohl was er sich leisten kann.
„Steuerung C“, „Steuerung V“ –
Ideen- und Gedankenklau.
Kurz markiert und gleich kopiert,
vielleicht ein wenig umfrisiert.
Absatzweise Text gedehnt,
wortgleich oder angelehnt,
abgeglichen, Sinn erfasst -
gekämmt, geglättet eingepasst.
Wie konnt passieren was geschah,
bleibt wohl ein Rätsel, ist nicht klar.
Wie dort bloß rein kam, was da steht –
niemand erfährt, kein Mensch errät.
Er könnt’s versuchen, könnt’s erklärn -
so viele hörn ihn ja so gern:
So schneidig, glasklar, akkurat –
genauso kam er oft in Fahrt.
„Steuerung C“, „Steuerung V“ –
schreib doch nicht alles selbst, sei schlau.
Wer klug und weise delegiert,
von fremder Leistung profitiert
wer’s trickreich und gerissen schafft,
braucht nur noch Überzeugungskraft,
dann kriegt er seinen Titel auch,
und hält vor Lachen sich den Bauch.
Mit „Steuerung C“, „Steuerung V“ –
so geht man gekonnt ans Werk,
gefällt den Wählern in den Tälern
als Monument vom gutn Berg.
Im Titel-Kampf das Doktorspiel.
Wer weiß, wie’s geht, kommt rasch ans Ziel.
Was tun, schießt einer drüber naus?
Wie kommt man aus dem Unglück raus?
Zur Korrektur der Tastenklick?
Die Rettung mit dem ersten Trick
bleibt für den Blender Illusion –
zum Spott droht ihm dann auch noch Hohn.
Und er zieht nur eine Lehre –
und pfeift auf seine Ehre...
Fragen bleiben, stehn im Raum,
doch manche interessiert das kaum,
Würde, Ehre, alles Quark –
getreten wird der breit, nicht stark.
Bei Schimpf & Schande, Schlamm & Schmutz,
was bleibt da wichtig, wer braucht Schutz?
Was war zuerst? Das Ei? Das Huhn?
Und ham wir nicht genug zu tun?
„Steuerung C“, „Steuerung V“,
exakt gedoubled, ganz genau.
Wer dran zweifelt, das sich’s lohnt,
wird auch noch irgendwann geklont.
Und so werden alle gleich –
an Skrupel arm, an Titeln reich,
Doktoren gibt’s wie Sand am Meer.
wen schert's, gibt’s einen weniger.
Copyright 2011 Gerd Schinkel