Gründlichkeit
Am Rhein liegt eine alte Stadt, na ja, so alt auch nicht...
Wo man ganz typisch leben kann, mit Leuten trinkt und spricht,
und sind auch schlechte Zeiten, geht’s doch immer wieder gut:
Man pfeift im Wald, wenn’s dunkel ist - schon hat man wieder Mut.
Es kommt hier wie es kommt, und darum ist es, wie es ist.
Man kann nichts gegen tun, auch nicht mit Klüngel oder List.
Was will man machen? Schließlich bleibt doch nie was wie es war –
Was weg ist, das ist weg – heißt, es ist dann auch nicht mehr da.
Die Stadt wird gut zu Fuß erreicht, doch manchen reicht’s nicht aus,
drum buddelt man ne U-Bahn, baggert ganz viel Erde raus,
doch weil’s ja immer gut ging, wird halt nicht so hingeschaut –
schon hat man aus den Wänden mehr als allerhand geklaut.
Ein Haus bricht ein, dann zwei, dann drei, falln in den Untergrund,
den U-Bahn-Bauern ist’s egal, die sagen nur: „Na und“.
Wir kenn’ das nicht und brauchen’s nicht. Also fott damit –
Was soll der alte Kram denn noch – komm, trink doch einen mit.
Die Stadt guckt in die Röhre, es gibt mehr als nur ein Loch.
Die Ober-Bagger-Buddler stehn am Rand und sagen „Och“.
Nix Halbes und nix Ganzes. Hier gibt’s keinen halben Kram –
Das machen wir jetzt gründlich – nicht so, als käm’s aus dem Darm...
Atlantis ging so gründlich unter, keiner weiß mehr wo,
Troja ging im Krieg kaputt, Homer beschrieb es so,
Karthago war zu mächtig, deshalb wurde es zerstört,
Rom war ohne Gande, jedenfalls so wie man hört.
Knossos fiel im Erdbeben, kein Stein blieb wo er war.
Pompeji ging im Lava unter, der Vesuv war nah.
Rungholt an der Nordsee, ging in Sturm und Flut verlorn,
alles lange her, von heut war keiner schon geborn.
Im Atlas, auf der Landkarte fehlt manche große Stadt,
die es vor vielen Jahrn noch auf der Welt gegeben hat.
Drei Punkte zeigen, wo man die Ruinen finden kann –
Will man mal bei Gelegenheit nach schauen, irgendwann.
Fast alle Städte, die nur noch kaputt zu sehen sind,
die hat Naturgewalt zerstört, Flut, Feuer, Beben, Wind.
Die Bürger einer Stadt, die sagten, ist doch gar nicht schwer.
die kriegen wir allein kaputt - die brauchen wir nicht mehr.
Copyright 2010 Gerd Schinkel