SACKPROFIL
 
Die liberale Partei mit ihrem Sackprofil,
die ist von ihrer Sorte nicht nur eine zu viel.
Sie hat sich, seit es sie gibt, in so viel Jahrn,
stets als der Betuchten Stütze hervorgetan.
Mit Demokraten hatte sie noch nie viel am Hut,
verteidigten früher Monarchen schon bis aufs Blut,
erhoben Menschen sich gegen Tyrannei,
warn an vorderster Front Liberale selten dabei.
 
Wozu sind sie von Nutzen? Sind sie für irgendwas gut?
Alles wird besser, wenn man es ohne sie tut.
 
Sie taten manchmal gerne so, als beugten sie
vor monarchischen Despoten nie ihre Knie,
aber nutzten dann doch nur Verrat und perfides Geschick,
führten jene, die Freiheit gesucht in Ketten zurück. 
Sie drängten verbal radikal an die Spitze nach vorn,
um sie dort zu bremsen, aus Angst, sonst wär alles verlorn…
Aus lauter Furcht, sie könnten ihrn Besitz so verliern,
wollten sie Demokratie lieber gar nicht probiern.
 
Den Herrschern ergeben, als Untertanen devot,
formulierten sie für die Erlauchten so manches Verbot,
machten sich willig zu Bütteln der Repression–
zu Marionetten und Handlangern herrschender Reaktion.
Sie huschen gebogenen Kreuzes durch schummriges Licht,
und erstatten, wo man sie belohnt, ganz ausführlich Bericht,
untertänigst zu Diensten, auf eigenen Vorteil bedacht,
haben sich ihre Knie, doch die Finger nie schmutzig gemacht.
 
Sind irgendwo Posten zu holn, sind sie schon auf dem Sprung,
und im Handumdrehn ist ihnen, sich einzuschmeicheln gelung‘,
altert und geschniegelt und wenig auf schmieriger Spur,
überzeugt davon, wie machen ne gute Figur.
Frei von allen Skrupeln sind sie unterwegs an ihr Ziel,
jonglieren mit Thesen und Spesen und machen ihr Spiel,
drängen darauf, Regeln werden von ihnen diktiert –
wer die formuliert in den seltensten Fällen verliert.
 
Sie glauben, man braucht sie, käm ohne sie gar nicht aus.
dräng’n sich rein überall - sind sie drin, kriegt man sie kaum noch raus.
Gibt es irgendwo Pfründe, sind mit Sicherheit sie gar nicht fern.
Denn sie stauben gern ab, was sie kriegen könn‘, nehmen sie gern.
Sie halten sich für die Garanten der Freiheit im Land,
und nehmen deshalb auch die Zügel gern fest in die Hand.
Sie sind völlig entbehrlich, und sind viel zu häufig dabei –
am besten hält man sie von jeder Verantwortung frei.
 
© 2024 Gerd Schinkel