GNADENVERSAGEN
 
Verzweiflung ist das, was sie Beten gelehrt,
in Erwartung, dass Hoffnung so wiederkehrt,
trotz Drohnen, die über den Himmel ziehn,
und all jener, die über die Grenzen fliehn.
 
Sie flehen zum Himmel, in Sorgen bemüht,
dass man unter Krieg einen Schlussstrich zieht,
dass Panikattacken und Angst sich verliern,
Überlebende nicht mehr ihr Leben riskiern.
 
Sie haben zu glauben und zweifeln verlernt,
sich von Träumen und von Illusionen entfernt.
Sie nehmen ihr Dasein als irdisches Leid,
und ahnen, Erlösung ist unendlich weit
 
Manchmal über ihnen die Sonne lacht,
als ob sie sich über sie lustig macht,
ein Himmel, der sich wolkenfrei endlos streckt,
und elendig mancher durch Bomben verreckt. 
 
Ist der, zu dem sie beten, ein zynischer Greis,
dessen Güte und Allmacht bleibt ohne Beweis?
Und wenn es ihn doch gibt, seine Gnade versagt,
weil man ohne Segen zu leben gewagt?
 
Sind der Glaube erschüttert, der Zweifel labil,
Vertrauen erodiert und des Entsetzens zu viel?
Hat man abgeschlossen mit Sehnsucht nach Licht?
Gibt es doch eine Göttin? Was weiß man, was nicht…
 

 

© 2024 Gerd Schinkel