Irgendwo
Irgendwo spiel’n Kinder auf der Straße,
laufen Rollschuh oder fahren mit dem Rad,
spiel’n im Sand oder sie springen in die Pfützen,
und am Abend komm’ sie sauber aus dem Bad,
haben Fernlenkautos, Gameboys, Walky-Talky,
war’n im Urlaub in den Bergen und am Meer,
geh’n zur Schule, ham zu Haus ein eig’nes Zimmer,
haben viel, vielleicht genug, doch wollen mehr.
Wie wenig ist nichts?
Wie viel ist viel?
Manche haben alles –
manche nur ein Ziel:
Überleben,
erst mal überleben –
ob am Ganges, Amazonas
oder Nil...
Irgendwo spiel’n Kinder in der Gasse,
zwischen Trümmern, zwischen Scherben und Gestank,
steh’n im Müll, durchwühlen Abfall mit den Händen,
haben Hunger, haben Durst und sind auch krank.
Suchen Reste aus Hotels, von reichen Leuten,
sammeln Flaschen, leere Dosen, Leder, Holz,
Schule kenn’ sie nicht, und auch kein eig’nes Zimmer,
haben wenig, vielleicht nichts, doch haben Stolz.
Wie wenig ist nichts?
Wie viel ist viel?
Manche haben alles –
manche nur ein Ziel:
Überleben,
erst mal überleben –
ob am Ganges, Amazonas
oder Nil...
Irgendwo spiel’n Kinder miteinander,
lachen, rennen, toben sich gut aus.
Sie komm’ aus Üsküdar, Sibiu, Banja Luka,
kenn’ inzwischen auch in Nippes sich gut aus.
Haben Eltern, Brüder, Schwestern und auch Freunde,
ham Erinnerungen, Träume, Sorgen, Angst.
Wenn du kommst und sie was fragst, mit ihnen spieln willst,
werden sie nicht gleich versteh’n, was du verlangst...
Wie wenig ist nichts?
Wie viel ist viel?
Manche haben alles,
manche nur ein Ziel:
Überleben,
erst mal überleben,
ob am Ganges, Amazonas,
ob am Bosporus, in Bosnien,
in Köln-Nippes oder -Niehl.
Anfang der 90er Jahre