NICHTS DAVON WISSEN
Es fließt das Blut, und ich will davon nichts mehr wissen,
bin entsetzt und fühle mich innerlich zerrissen.
Dass man doch noch waffen liefert, dorthin, wo man kämpft,
und kein Lieferstopp erkennbar Kampfbereitschaft dämpft.
Es fließt das Blut, und ich kann meine Ohnmacht nicht ertragen,
denk entsetzt, man müsste doch den Widerstand längst wagen…
Unbewaffnet zu entwaffnen, leider doch nicht geht,
bei dem, der klar dem Friedenskurs im Weg breitbeinig steht.
Es fließt das Blut, und ich will Lügen nicht mehr hören.
Mir bleibt nichts anderes übrig, als mich endlos zu empören,
wird ausgeblendet, welches Land hat wann wer bombardiert,
und wer auf welche Art uns an den Abgrund manövriert.
Es fließt das Blut, und ich seh tief die Wahrheit drin ertrinken,
geschürten Hass auf Nachbarn sternenweit zum Himmel stinken,
aus reiner Machtgier Panzer Grenzen überquern,
um des Friedens Willen sollen Opfer aufhörn, sich zu wehr‘n…
Es fließt das Blut -und ich sträub mich, es einfach hinzunehmen.
Ich würde mich so würdelos in Grund und Boden schämen.
Es fließt das Blut, besetztes Land wird tief von Blut getränkt -
warum wer dem Aggressor wohl blindes Vertrauen schenkt.
Es fließt das Blut - und was will der Aggressor so erzwingen?
Einem blutgetränkten Land Friedhofsfrieden bringen?
Nachkommen der Bombenopfer an den Gräbern stehn,
schmerzvoll auf Erinnerung in ihrer Trauer sehn.
Wer kann Massenmördern je vergeben und vergessen,
was geschehen, was verloren ging, und dann stattdessen
so zu tun, als wäre nichts gewesen und geblieben -
alles bleibt auf Dauer im Gedächtnis eingerieben…
Auch, wie es so kommen konnte, Mördern überlassen -
unbegreiflich und im Ganzen schwer nur zu erfassen.
Wer nicht wissen wollte, schlimmer noch: bewusst geschwiegen -
Kriegsverbrechen schwer wie Blei auf dem Gewissen liegen…
© 2023 Gerd Schinkel