KULTURREVOLUTIONÄRE
Was ist geschehen mit der Szene? a
Hat sie irgendwer verseucht? a
Werden Mitstreiter aus unserem Kreis E
von anderen verscheucht, E
die als geheime Schergen kreisen, a
die die Freiheit längst bedrohn a
als Hüter einer Gras- E
wurzel-Revolution? E
Kann man noch miteinander reden, C
wenn man sich nicht mehr versteht, G
aneinander nur vorbei spricht, E
Inhalt aufbauscht und verdreht, a
Begriffe nicht mehr so verwendet, wie F
sie doch mal begreifbar warn? GE
Statt sich respektvoll auszutauschen, F
liegt man sich nur noch in den Haar’n. Ea
Refrain:
Nein, ich muss längst nicht mehr alles, FE
was ich höre, noch verstehn. ad
zum Beispiel, warum wir uns gegenseitig F
an die Kehle gehn. GE
Verliern wir aus dem Blick die Ziele, FE
was uns stark gemacht, vereint? ad
Sind wir inzwischen jetzt zu viele? F
Zerfällt, was nicht mehr einig scheint? Ga
Es sind der reinen Lehre Hüter
schon längst belehrend unterwegs,
gehn mit gestreckten Zeigefingern
mir gehörig auf den Keks,
Sie spieln sich auf als Tugendwächter,
die durch sich selbst legitimiert -
Dass sie so die Bewegung spalten,
wird das von ihnen registriert?
Sie drehen Locken auf ner Glatze
und rügen anderer Frisurn,
wischen die Toleranz vom Esstisch,
und nenn das Vielfalt der Kulturn.
Welches Leben propagiert ihr?
Wer wird dabei ausgegrenzt?
Ist die Welt denn immer besser,
wenn du sie nicht mehr erkennst?
Wer treibt euch zu eurem Handeln?
Wer veranlasst euer Tun?
Wer vergiftet euer Denken?
Schickt euch los in euren Schuhn,
um die Bewegung zu zertrampeln,
gnadenlos in eurem Wahn -
wenn ihr glaubt, dies ließ sich leise
schlucken, habt ihr euch vertan.
Wer schneit rein wie saurer Regen,
bläst sich missionarisch auf
und verpestet hier das Klima,
nimmt Verletzungen in Kauf,
unsensibel wie ein Bagger,
ne Planierwalze auf Tour,
pharisäerhaft getrieben nur
von Obsessionen pur?
Hier schützen wir an dieser Kante
jeder auf seine Art das Land,
ob Oma, Opa, Onkel, Tante –
seit Jahrn beharrlich mit Verstand,
und wissen uns zu unterstützen,
uns tolerant zu respektiern –
und haben dabei mehr als nur
die reine Lehre zu verliern…
Dann taucht ihr auf, wollt uns belehren,
wisst, was wir tun und lassen solln,
sagt, es sei nicht zu akzeptieren,
dass wir nicht eure Regeln wolln.
Wer seid ihr, dass ihr uns hier vorschreibt,
es sei nur eure Weltsicht wahr?
Ihr steht auf unserm Fundament –
ohne uns wärt ihr gar nicht da.
Sucht euch nen anderen Gulag,
bewahrt dort euren heil‘gen Gral -
Das Wasser eurer trüben Quellen,
das schmeckt von euch kredenzt nur schal.
Löffelt eure fade Suppe, dass
ihr euch euren Mund verbrennt,
wenn ihr vollmundig behauptet,
dass ihr allein die Wahrheit kennt.
Wenn ihr ins nächsten Überwachungs-
lager eingezogen seid,
ist die Rückkehr der von euch
von hier Vertriebenen nicht weit.
Sind die ersten wieder da, dann
folgt auch irgendwann der Rest
Dann stoßen wir auf euern Abzug
an und feiern hier ein Fest.
Copyright 2021 Gerd Schinkel