wo ist der mann                                    a/3

 

 

 

Wo ist der Mann, den ich gekannt,               a

 

der mit mir mitkam, Hand in Hand,               GF- IE

 

der von mir musste in den Krieg                   a

 

und schließlich heimkam, ohne Sieg.           GF-IE

 

Wo blieb der Mann, den ich mir nahm,         C

 

der mit zu meinen Eltern kam,                      GF-

 

ihnen die Hand so freundlich gab,                 CGF-

 

so lieb und offen um mich warb.                   Ea

 

 

 

Wo blieb der Mann, voll Mut und stark,

 

der bei mir lag, versteckt im Park,

 

und mir erklärte, was mir neu,

 

mir Liebe gab, als ich noch scheu…

 

Der Mann bei mir, wo ging er hin,

 

fand er mich dort nicht, wo ich bin,

 

wo ich gewartet hab auf ihn,

 

der mir so unverletzbar schien.

 

 

 

Stellt sich die Welt ihm anders dar,

 

nicht mehr so, wie sie für ihn war,

 

In welche Hölle stieg er ’rab?

 

Wie oft lag er beinah im Grab?

 

Was hat er Schreckliches erfahrn?

 

Wer hat ihm wann was wo getan,

 

dass er heut anders schaut und spricht,

 

so dass ich’s merk. Er merkt es nicht.

 

 

 

Der Mann, den ich zurück bekam,

 

der war ganz anders als mein Schwarm.

 

statt Leidenschaft nur Lebensgier,

 

gefühllos, kalt, so dass ich frier.

 

Er blickt so glanzlos, trüb und stumpf,

 

spricht wirr und zynisch, düster, dumpf,

 

verbraucht, verlorn und ausgebrannt,

 

der Zukunft nicht mehr zugewandt.

 

 

 

Der Mann ist abgestumpft, kaputt.

 

Sein Herz, die Seele nur noch Schutt.

 

Er ist als der, den ich mal fand,

 

nicht mehr vorhanden - und verschwand.

 

Wer nahm ihn mir, den lieben Mann,

 

den ich geliebt von Anfang an,

 

der mich verliess und von mir ging –

 

den ich vermiss, von dem ich sing.

 

 

 

Noch wohn ich bei ihm, er bei mir.

 

Ich frag mich oft, was mach ich hier.

 

Wer ist der Mensch, den ich da seh,

 

so reglos, wenn ich vor ihm steh,

 

der anders redet, anders denkt,

 

sich an Erinnerungen hängt,

 

an das, was ihn verändert hat –

 

den ich nun hab, den Mann anstatt…

 

 

 

Copyright 2018 Gerd Schinkel