Gedeckelt

 

 

 

Um klar zu sagen, wie’s mir geht, fehln mir die Worte.

 

Und darum kann ich nicht erzähln, wie’s um mich steht.

 

Immer wieder seh ich Bilder, erkenn mich wieder in nem Film.

 

Wer schrieb das Drehbuch? Und wer hat den Film gedreht.

 

 

 

Ich will nicht reden, weil das alles wieder aufrührt,

 

was sich vergraben hat in mir und mich verschont.

 

Ich will nicht daran denken, was ich inzwischen fast vergass,

 

Nur so konnt ich dran glauben, dass sich Leben lohnt.

 

 

 

Was ich erlebt, das reicht für’s Leben – und zum Sterben.

 

Das, was ich durchgemacht, war mehr als man erträgt.

 

Es lastet auf mir, Leben lang, wie eine Hypothek,

 

mein Schicksal, das mich ab und zu zu Boden schlägt.

 

 

 

Es abzuschütteln, brauch ich gar nicht zu versuchen.

 

Es hält sich festgeklammert, krallt sich in mein Hirn,

 

Nur wenn ich übe, wie ich damit überleben kann,

 

zeig ich den Ängsten irgendwann am End die Stirn.

 

 

 

Ich muss den Alltag mir allein zurückerobern,

 

muss wieder lernen, wie ich furchtlos Schlange steh,

 

und darf aus Menschenmassen nicht gleich in Panik fliehn,

 

muss lernen, alles zu ertragen, was ich seh.

 

 

 

Weiß ich, wie ich mich selbst und wie mein Leben nehme,

 

so wie ich bin und wie das Leben nun mal ist,

 

kann ich den Alltag überstehn und nehm am Leben wieder teil,

 

seh meine Zukunft nicht als letzte Lebensfrist.

 

 

 

Magst du mir helfen, frag mich nicht, was ich erlebt hab.

 

Will nicht, dass du in meine Abgrundtiefen tauchst.

 

Sie sind weit unten – ich hab oben zu leben neu gelernt -

 

Und es gibt viel, was du nicht zu wissen brauchst.

 

 

 

Copyright 2018 Gerd Schinkel