Die Schlösserbrücke

 

 

 

Viele Züge, die nach Köln fahrn, überquern den Rhein,

 

auf Schienen in der Mitte fahrn sie in den Bahnhof rein.

 

Manche Züge fahrn auf anderen Schienen wieder raus,

 

Auf Autobahnen gibt es immer wieder lange Staus.

 

Ein langer Zaun die Schienen von Fuß- und Radweg trennt,

 

mancher geht gemütlich, mancher radelt, mancher rennt.

 

Am Maschendraht des Zaunes, da hängt eine schwere Last,

 

sie könnt wohl schon zu schwer sein, sicher ist sie es auch fast.

 

 

 

Auf der Hohenzollernbrücke, da steht ein Tresor.

 

Händchenhaltend stehen junge Pärchen oft davor.

 

Und fährt ein Zug dahinter langsam in den Bahnhof rein,

 

dann schwörn sie sich, sie wolln ein Leben lang zusammen sein.

 

 

 

Pärchen kommen weite Wege, um dort hinzugehn,

 

wenn sie da sind, bleiben sie auf der Brücke stehn.

 

Sie holn aus einer Tasche dort ein kleines Schloss heraus,

 

sie küssen sich und blenden, was um sie passiert, ganz aus.

 

Es trägt auf einer Seite eine Inschrift eingraviert,

 

zwei Namen, eine Jahreszahl, und es ist blank poliert,

 

ein Herzchen noch dazwischen, damit kein Zweifel bleibt,

 

Kein Grund, dass man dazu noch irgendetwas anderes schreibt.

 

 

 

Das kleine Schloss zum Vorhäng’ kommt an den Maschendraht,

 

dort hängen viele tausend Schlösser schon von gleicher Art.

 

Den Schlüssel drehn sie um, dann werfen sie ihn in den Fluss –

 

besiegeln ihre Liebe nun mit einem langen Kuss.

 

Das Schloss sehn sie als ein Symbol, dass ihre Liebe hält,

 

es gibt nichts, was sie sehnlicher sich wünschen auf der Welt,

 

Dann gehn sie ihrer Wege, sie kamen von weit her,

 

am Brückenzaun, da hängt ihr Schloss – es werden täglich mehr.

 

 

 

Der Zaun ist der Tresor, an dem hängt, Liebe, Hoffnung, Glück,

 

an den Zaun fest angeschlossen lässt man sie zurück.

 

Der Zaun wird ausgetauscht, sobald er zu beladen ist,

 

mit festgeschlossenen Wünschen, die auch mancher bald vergißt.

 

 

 

Copyright 2018 Gerd Schinkel