Ausgebaggert
Manheim, Immerath, Morschenich - frag nicht mehr und forsche nicht.
Man das kalte Grausen kriegt wer über Monsterbagger fliegt.
Die Zeiten ändern sich geschwind - statt Kohlestrom gibt’s Strom aus Wind,
der die Menschen nicht bedroht mit Fluten oder Feinstaubtod
Was hier im Revier geschieht - Mondlandschaft so weit man sieht…
Was hier einst war, ist längst verlorn - Leben nur so abgeschor’n,
Orte ganz ohne Sinn platt gemacht – ist der Letzte nun schon aufgewacht?
Sieht, dass es um die Zukunft hier geht und den Blick nicht nach rückwärts nur dreht…
Braunkohle, die früher mal, zu andrer Zeit die erste Wahl,
damit niemand im Winter fror, den Bedeutungsrang längst schon verlor.
Ein gigantisches Loch, ausgehöhlt, die Bagger verdammt gut geölt,
sie schürfen, was im Boden steckt und die Luft danach scheußlich verdreckt.
RWE nimmt stets was es kriegt, was unten im Boden tief liegt,
und räumt ab, was oben dann stört, tut, als hätte es nie was gehört,
davon, dass die Zeit nun vorbei, und es gar nicht mehr sinnvoll sei,
braune Kohle zu verstromen – weil das Eis schon schmilzt an den Polen.
Man verbreitet Illusionen, dass sich Kraftwerke noch lohnen,
wo man noch braune Kohle verbrennt, und das vollmundig sinnvoll noch nennt.
Kohlestrom verstopft die Leitung, behindert Windkraftstrom-Verbreitung,
und ist schädlich wie die Pest – besser, wenn man’s sofort lässt.
Doch RWE, das Unternehmen, stets gewöhnt, was es will, sich zu nehmen,
ist an Rücksicht so gar nicht gewöhnt, drum wird das, was man tut, auch geschönt,
sagt, man tut doch nur das, was man muss – und erzählt auch noch anderen Stuss,
sagt, es gehen die Lichter auch aus, kratzt man nicht noch mehr Kohle heraus.
Und die Gewerkschaft, die hält fest die Stange, pfeift im Walde und ist nicht bange,
hält den Rückwärtskurs für guten Lohn, Kohlestrom für ne Zukunftsvision.
Doch Politiker, die noch was taugen, die streuen keinen Sand in die Augen,
sagen deutlich laut, was Sache ist, und erzählen nicht irgendein’ Mist.
Copyright 2018 Gerd Schinkel