vorwegnahme
Vor der endlos weiten Reise
seh ich vor mir die langen Gleise,
die sich irgendwo im Nirgendwo verliern,
muss dafür keinen Koffer füllen,
mich nicht in Reisekleidung hüllen -
der Zug wird mich auch ohne Fahrschein transportiern.
Brauch überhaupt nichts mitzunehmen.
Am Bahnsteig muss sich niemand grämen.
Hab einen Fensterplatz gebucht an einem Tisch,
lehn mich zurück, seh in die Ferne
auf diese Weise reis ich gerne,
wenn ich mich schmunzelnd in Zufriedenheit erwisch.
Ich wollte mich doch noch beizeiten
ein wenig darauf vorbereiten -
dann hab ich meine frühe Abfahrtzeit erfahrn,
und diesen Zug, den sollt ich kriegen,
drum ließ ich einfach alles liegen,
die letzten Dinge ungeregelt, wie sie warn…
Zwar wollt ich wirklich nichts versäumen,
was ich mir ausgemalt in Träumen,
blieb noch mal steh, um mich noch einmal umzusehn.
Ich sollte mich um nichts mehr kümmern,
konnt nichts verbessern, nichts verschlimmern,
und durfte schließlich unbelastet einfach gehn.
ich sitz mit ausgestreckten Beinen
bequem und weiß, ich störe keinen,
und denk mir endlich: Wunderbar, ich hab‘s geschafft.
Kann mich auf das, was nun kommt, freuen,
selbst hätt ich etwas zu bereuen,
und fühl mich gar nicht, als wär ich dahin gerafft…
Ich werde sehn, was mich erwartet,
ein neuer Abschnitt, der nun startet,
und selbst wenn gar nichts käme, wär es kein Problem.
Was sollt mich ängstigen und plagen,
und wollte man mir an den Kragen,
den spür ich längst nicht mehr, und das ist angenehm.
Copyright 2017 Gerd Schinkel