Wittenberg                                                        DD/1

 

 

 

In Wittenberg eine Schlosskirche stand,                        DGD

 

an der ein Mönch seine Bestimmung fand,                    GDA

 

er sah seine Kirche, versank fast vor Scham,                DGD

 

bis er sich Papier und nen Gänsekiel nahm.                  GDAD

 

Vor 500 Jahren, hier war es gewesen:                         G

 

Eine Tür, ein paar Nägel, dann hingen da Thesen           D

 

als Luther, der Mönch seinen Hammer dort schwang,      G

 

war ihm noch nicht klar, was ihm damit gelang.              DAD

 

Ihm war noch nicht klar, was ihm damit gelang.              GDAD

 

 

 

Das Volk aufzurütteln, das geplagt und geächtet,

 

von der Kirche erpresst, und von Fürsten geknechtet,

 

laut aus dem Schlaf mit dem Hammer geweckt,

 

sich nicht länger geduckt, sondern mutig gereckt.

 

Die Fürsten, die Bischöfe mochten’s kaum glauben:

 

Wer wollte denn da ihre Macht ihnen rauben?

 

Wer säte da Zweifel am Herrschaftsgerüst,

 

vom Teufel besessen, von Hexen geküsst,

 

vom Teufel besessen, von Hexen geküsst.

 

 

 

Sie ließen ihn vor dem Reichstag erscheinen,

 

In Worms stand der Luther fest auf seinen Beinen

 

und sagte dem Kaiser, dass es nicht anders könnt,

 

und an Kirchengesetzen zu zweifeln sich gönnt.

 

Den Schergen entwichen, den Häschern entkommen,

 

wurd’ er auf der Wartburg in Schutzhaft genommen,

 

und vogelfrei blieb er verborgen im Land,

 

übersetzte die Bibel, dass man sie verstand,

 

übersetzte die Bibel, dass man sie verstand.

 

 

 

Auf der Burg hat er als Junker Jörg dort logiert,

 

vertief in die Bibel, hat er dort gespürt,

 

wie der Teufel im Raum war, er spürte ihn nah,

 

und glaubte, dass er ihn tatsächlich auch sah.

 

Er griff sich das Tintenfass mit seiner Hand,

 

warf es auf den Teufel – aber traf nur die Wand

 

den Flecken, den kann man angeblich noch sehn –

 

ich hab ein paar Zweifel, das muss ich gestehn.

 

ich hab ein paar Zweifel, das muss ich gestehn.

 

 

 

Ein schillernder Pfaffe, zum Klartext bereit,

 

der häufig auch irrte in weltlichem Streit,

 

der Juden verfluchte, ließ Bauern im Stich

 

den Fürsten zu Willen verriet er auch sich.

 

Den Herrschern ergeben, die ihn gut ernährt,

 

den Bauern im Streit jeden Zuspruch verwehrt,

 

so schlug sich der Luther auf die Seite der Macht,

 

als man Bauern zu Tausenden umgebracht,

 

als man Bauern zu Tausenden umgebracht.

 

 

 

Am Elbufer liegt immer noch Wittenberg,

 

die Lutherstadt, und ich sing hier nun als Zwerg,

 

erlaube mir Lieder mit kritischem Blick,

 

schau gern auch nur wenige Jahre zurück.

 

Jahrhunderte später - fünf warn es nicht ganz,

 

gab man hier einem Schwert einen helleren Glanz

 

umgeschmiedet zur Pflugschar für den Acker gedacht - 

 

ein Schwert so zum Werkzeug für Bauern gemacht,

 

ein Schwert so zum Werkzeug fürs Leben gemacht.

 

 

 

Copyright 2017 Gerd Schinkel

 

 

 

            Im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten anlässlich 500 Jahre Reformation und einer in Wittenberg dazu gezeigten Weltausstellung durfte ich in der Lutherstadt zwei Konzerte geben – dazu wollte ich auch ein eigenes Lied über Luther singen. Das hab ich dann ergänzt mit einer Erinnerung an eine der spektakulärsten Aktionen der in der evangelischen Kirche stark vertretenen DDR-Friedensbewegung, als nämlich am 24. September 1983 in Wittenberg der der Theologe und Bürgerrechtler Friedrich Schorlemmer ein Schwert zu einer Pflugschar – also zur Schneide eines Pfluges - um schmieden ließ.