Residenzpflicht a/0
In schöner Gegend sieht man manchmal aF
abgeriegelt Meiler stehn, C FCG
große graue Reaktoren, aF
Kühltürme sind weit zu sehn. C FCG
Dass keiner da nah dran kommt, ea
hat man einen festen Zaun gebaut, F dCG
undurchsichtig, hoch genug, ea
sodass auch keiner drüberschaut. D-G
Zäune schützen nicht davor, dG
dass nie was auf das Kraftwerk fällt, C FCG
ein Mantel ganz aus Stahl, sagt man, dG
sogar beim Flugzeugabsturz hält. C FCG
Doch das ist ja unwahrscheinlich, eF
dass das irgendwann passiert - dG
eher kann man damit rechnen, ea
dass ein Kraftwerk havariert. DG
Falls ein Terrorist mal durchknallt
und sich ernsthaft überlegt,
wie er mit nem Sprengstoffgürtel
sich zum Kraftwerk hin bewegt,
muss er sich doch gar nicht opfern,
und braucht nicht mal eine List,
könnt ganz einfach darauf warten,
bis es reif für'n Störfall ist.
Andere machen das, was so
ein Selbstmörder für nötig hält:
Sitzen hoch im Vorstand, kriegen
dafür einen Haufen Geld,
sorgen dafür, dass so'n alter
Meiler trotzdem lange läuft,
auch wenn sich die Störanfällig-
keit inzwischen deutlich häuft.
Wo bleibt dann der Anti-Terror-
Einsatz, wo das SEK?
Ham Verfassungsschützer Urlaub?
V-Leute sind auch nicht da?
Ist die Lage nicht bedrohlich?
Wer beschwichtigt, wiegelt ab,
Macht die Gangster keiner dingfest?
Kommt kein Apparat auf Trab?
Auf den Dächern sieht man keine
Scharfschützen in Stellung gehn,
keine Bundeswehr im Anmarsch,
nirgends Uniform zu sehn...
Tritt der Krisenstab zusammen?
Brennt im Lagezentrum Licht?
Wer hat was unter Kontrolle?
Was geheim ist, weiß man nicht...
Kein Betreibermanager trägt
Sprengstoff unter sei'm Jackett,
Vorstandsspitzenkräfte liegen
weich und warm im sich'ren Bett.
mit ner langen Laufzeit sollen
Reaktoren sich rentiern,
selbst wenn theoretisch doch
passiern könnt, dass sie havariern.
So ein Brennstab ist doch nur
ein Ofen, der ganz prima brennt,
den man gut beherrscht, wenn man
die Abschaltautomatik kennt.
Manager, die sicher leben
wolln, wohnen ganz weit weg,
lachen sich ins Fäustchen, feiern
fröhlich nobel im Versteck.
Sollt man nicht vom Vorstand fordern,
dass er nah am Kraftwerk wohnt?
Von mir aus in 'ner Villa, mit der
man ihn für den Job belohnt.
Lebt er dort, könnt man ihm glauben,
sagt er, dass da nichts passiert,
weil er doch bestimmt sein Leben
nicht für seinen Job riskiert.
Wohnt vom Vorstand einer ganz nah
dran in Kraftwerks Nachbarschaft?
In der Nähe blieben die doch
nur, wär'n die in Geiselhaft.
Sollt man potentiellen Mördern,
die vorab vom Tatort fliehn,
nicht schon prophylaktisch die
Lizenz für den Betrieb entziehn?
Copyright 2016 Gerd Schinkel