Notabschaltung Fessenheim                             e/4

 

 

 

Klappe gehalten, Augen zu und durch -                         eCDe

 

in Fessenheim ist doch nix passiert...                           a6CH7

 

bisschen Störung, Panne vielleicht, na ja, na und?         eCDe

 

kein Grund, dass man die Nerven verliert.                     a6CH7

 

Schließlich geht es doch allein um den Strom -              CDe

 

stellt euch vor, eure Lichter gehn aus…                         CDe

 

und wer Strom nicht missen mag, braucht Atom              CDe

 

oder dunkel würd sein Zuhaus.                                     a6H7               

 

 

 

 

 

 

Verschwiegen, verharmlost, scheinheilig empört, –

 

beschwichtigen, abwiegeln - kennen wir schon.

 

Durchsickern darf nichts, dass bloß keiner was hört -

 

die mein’n nicht Strahlung, sondern Information...

 

Täuschen und tarnen, schwindeln und tricksen,

 

dass niemand erfährt, was geschehn ist, was war.

 

Bloß nichts bestätigen, was nicht bewiesen,

 

und nur so tun, als ob gar nichts geschah.

 

 

 

2014, am neunten April, 

 

Ingenieuren wird heiß, und nicht nur warm,

 

nachmittags 17 Uhr – vorher war’s still,

 

im Reaktorblock eins gibt es plötzlich Alarm,

 

die Isolierung der Stromleitung defekt -

 

dazu mehrfacher Wassereinbruch -

 

keiner findet, was dahinter steckt.

 

Jetzt keine Witze mehr, kein’n dummen Spruch.

 

 

 

In der Schnellabschaltung Systemausfall,

 

den Reaktor zur Vorsicht mal runterfahrn -

 

kommt es jetzt zur Kernschmelze, zum großen Knall?

 

Man versucht allerhand, doch das kann man sich sparn…

 

Die Steuerstäbe lassen sich nicht mehr bewegen.

 

Jetzt geht’s um das Herz, den Reaktorkern –

 

Ist es nun an der Zeit, sich in Deckung zu legen?

 

Wer gibt das schon zu? Gesteht sowas gern?

 

 

 

 

 

 

Die Temperaturen stiegen geschwind,

 

rasch man den Krisenstab zusammenrief,

 

fuhr den Reaktor auf Sicht – also blind…

 

wer blickte noch durch, was lief da so schief?

 

Die Nerven blitzblank, man war voll von der Rolle,

 

die Lage viel dramatischer noch als es schien,

 

nichts mehr im Griff, nichts mehr unter Kontrolle,

 

wie das Kraftwerk jetzt abschalten, Notbremse ziehn?

 

 

 

Außergewöhnlich der Schritt, den man wagte:

 

niemals versucht in Europa zuvor.

 

eine Maßnahme, die Gott sei Dank nicht versagte:

 

den Reaktorbehälter gefüllt nun mit Bohr.

 

Was war bloß die Ursache, an der’s gelegen?

 

Warum in die Schaltkästen Wasser reinfloss?

 

Das hätt nicht passiern dürfen? Man fragt, weswegen

 

sich Wasser in Leittechnikschränke ergoss.

 

 

 

Man hat, weil man all dies nicht wusste, verschwiegen,

 

was im Fessenheimer Reaktor geschehn,

 

man wollt kein’ Ärger mit der Atomaufsicht kriegen -

 

wie ernst man Verantwortung nahm, kann man sehn.

 

Schrott-Reaktoren wie Zeitbomben ticken,

 

man muss sie entschärfen, solang es noch geht,

 

die Betreiber sofort so weit weg, wie’s geht, schicken,

 

nicht länger mehr warten, schnell ist es zu spät.

 

 

 

 

 

 

Copyright 2016 Gerd Schinkel