DIE ANKUNFT                                a/3

 

 

 

Sie sitzen im Bus, sind verängstigt, verschreckt,         a

 

vom Mob auf der Straße erwartet, entdeckt.               G

 

Sie sehen die Fratzen, die Wut und den Hass,            F

 

beginnen zu zittern, sie frieren, sind blass.                  E

 

 

 

Von weit her geflohen, verlorn ihr Zuhaus,

 

starrn sie nun entsetzt zu den Fenstern hinaus,

 

erwarten, dass man sie begrüsst und beschützt,

 

ihnen Unterkunft bietet und sie unterstützt.

 

 

 

Sie spürn, wie allmählich ihr Trotz sich auch regt,

 

denn Manches man manchmal nur schwerlich erträgt,

 

Geduld ist erschöpft und ihr Zorn ist geweckt -

 

manch mittlerer Finger gereckt und gestreckt...

 

 

 

Draußen das drohende Pack                        FG

 

und die pöbelnden Täter -                            a

 

verweigern sie angstvoll den Ausstieg -      FG

 

denn was folgt danach später...                   a

 

 

 

Männer in Uniform entern den Bus

 

mit entschlossenen Mienen und mit Verdruss:

 

Wieder ein Einsatz mit Ärger und Frust.

 

Man hält ihn für unnötig, hat keine Lust...

 

 

 

Ein Junge sitzt ängstlich und wagt sich nicht raus.

 

Man packt ihn im Nacken und schleppt ihn hinaus.

 

Er kennt Polizeigewalt, wie er sie nun spürt:

 

Genau solche Griffe ... und wird abgeführt...

 

 

 

            instrumental

 

 

 

Und draußen sieht man

 

vor dem Bus randalierende Täter.

 

Wenn das schon passiert ist -

 

was geschieht danach später...?

 

 

 

Der Mob poltert, pöbelt, er rast und er schäumt -

 

der Bus wird energisch entschieden geräumt.

 

Die Polizei meint, dass sie am meisten nun nützt,

 

wenn sie mit Gewalt Menschen schnappt und beschützt...

 

 

 

Wär' "Schutzhaft" dafür nicht das richtige Wort?

 

Die bedroht werden, die nimmt man fest, sperrt sie fort

 

in ein Haus, das gesichert wird und streng bewacht -

 

und dann wird ermittelt, wer hat wann was gemacht:

 

 

 

Wer war lediglich laut? Sah den Finger gestreckt?

 

Wer hat provoziert? So Gewalt erst geweckt?

 

Demonstrierende Bürger in Rage gebracht?

 

Den Volkszorn geschürt und die Wut noch entfacht?

 

 

 

Nun ist man entsetzt:

 

Sieht auf Opfer und Täter -

 

Wer war es noch eben vorhin -

 

und wer ist es nun später?

 

 

 

Wer hat befohlen, dass man so verfuhr?

 

Wie kam man in Clausnitz in so braune Spur?

 

Gegen Opfer ermitteln, so ganz unverfrorn,

 

das geht doch nur, hat man den Kompass verlorn.

 

 

 

Gewerkschafter der Polizei lassen hörn:

 

Da sei alles okay, nichts, um sich dran zu störn.

 

Der Innenminister stellt eindeutig klar,

 

dass alles richtig und rechtmäßig war.

 

 

 

Wenn sowas geschehn kann, sowas passiert,

 

wer sagt, alles so, wie es soll, funktioniert?

 

In Clausnitz man Opfer als Täter verhört

 

und tut überrascht, wenn ein Land sich empört...

 

 

 

Wie war das in Stuttgart vor Jahren noch mal?

 

Die Polizei zielte, traf mit furchtbarem Strahl.

 

Passt auf, liebe Leute, gebt gut auf euch acht -

 

als Opfer wird man schnell zum Täter gemacht...

 

 

 

Copyright 2016 Gerd Schinkel