Muttis Anruf Retrospektive                                           a/3

 

Retrospektive 1:

Hallo Spatzi, hier bin ich,

nu sei bitte ma ganz Ohr:

Kuck doch ma in den Kalender.

Ham wir Ostern schon was vor?

Wladi lädt uns zu sich ein,

wenn ich nach Moskau wiederkomm,

und Karfreitag tagt der Aufsichtsrat,

du weißt schon, von Gasprom.

 

Ham das irgendwo die Abhör-

spezialisten mitgehört,

was der Gerhard mit der Doris wollte?

Hat ihn das gestört?

Dass der ja mit Putin konnte -

ihm in Freundschaft nahestand,

kam doch nicht erst raus durchs Abhörn,

allgemein war das bekannt.

 

Aber vielleicht kam beim Abhörn raus,

wie Gerd die Doris rief,

Spatzi stand wohl auch ganz oben,

schrieb er ihr nen Liebesbrief.

Aber dann, beim Liebesflüstern

hat's auch mal einer belauscht,

als der Gerd mit seiner Doris

ganz privat sich ausgetauscht.

 

Das ham auch die Abhörspezialisten

sicher mitgekriegt,

und jetzt ahnen wir auch,

woran manches Missverständnis liegt:

Gerd hat's immer schon geahnt,

und spät hat er es gecheckt:

Ja, die USA, die hätten

auch vor Deutschland kein Respekt...

 

Vielleicht kam auch raus beim Forschen,

wer bei wem lauscht, und warum,

dass auch Putins lauschen lässt -

seine Hacker sind nicht dumm.

Vielleicht fanden sie heraus,

was Doris von dem Wladi hält,

und dass Doris ihren Gasprom-Macker

vor die Wahl gestellt.

 

Doch das ist ne anderer Story -

die sing ich nur für viel Geld...

 

Retrospektive 2:

Ja, hier bin ich - sag keine Namen,

schließlich weiß man nie wer lauscht,

und verstehn kann man ja auch schlecht,

wenn es in der Leitung rauscht.

Also Geld ist angekommen,

das ich gut gebrauchen kann,

du hast sehr gut investiert,

zeig mich erkenntlich, irgendwann.

 

Das ist nicht zu deinem Nachteil.

Ich werd sehn, was möglich ist,

Und beim Saumagen in Dürkheim

man so mancherlei vergisst.

Ich werd schweigen, Ehrenwort,

das ich bestimmt auch nicht verletz.

keiner kriegt aus mir was raus,

da schert mich auch kein Gesetz.

 

Copyright 2015 Gerd Schinkel