Jakobs Walking-Blues                                                 G/0

 

Wenn morgens früh die Hähne krähn,      G
ich noch mal von Herzen gähn,               GG7

die Kiefer auseinanderreiße,                    C
mir fast auf die Zunge beiße,                   G

soll ich los und nicht so träg -                  D
auf geht's auf den Jakobsweg...              CG

 

Einer sich früh morgens tummelt,          G

einer übers Aufstehn grummelt,          GG7

einer eilt, ein anderer bummelt,             C

einer noch am Rucksack fummelt,          G

einer geht mit strammem Schritt -         D

mancher kommt so schnell nicht mit.    CG

 

Zum Frühstück etwas Toast gegessen,          C

noch mal gucken, nichts vergessen?             G

Mit Hüftgold zwar, doch strammen Waden,    C

auf dem Rücken schwer beladen,                  G

viele Kilo, die du trägst -                              C

du bist wieder unterwegs.                            DG

 

Frühes Aufstehn - Schnappsidee,                   G

seh ja nicht, wohin ich geh...                        GG7

wenn ich früh durchs Dunkle eile -                  C

wo sind Zeichen? Wo sind Pfeile?                    G

Bin ich auf dem falschen Pfad                         D

ham wir schließlich den Salat...                      CG

 

Früher oder später kommt der letzte Kilometer                   DG

ich lauf weiter - hinterher weiß ich über mich viel mehr       DG

sing Jakobs Hymne, Jakobs Blues -                                    C

und weiß, ich bin gut zu Fuß...                                           DG

 

Der Rucksack lässt bergauf sich ziehn,
man kann ihm nur schwer entfliehn.

Schiebt er dann bergab im Rücken,
auf den Schultern Riemen drücken,

und er hängt an dir so schwer -
wo nimmst du die Lust nur her...


Gehst du dann auf deinen Wegen
reckt sich manche Hand entgegen,

bist du unterwegs zum Schöpfer,
stehn am Weg ne Menge Schröpfer.

Wer sich in den Weg dir stellt,
der will ganz allein dein Geld.


Stöcke könn dir dabei nützen,
um dich seitlich abzustützen,

auch um jene abzuwehren,
deren lästige Begehren

schon mal auf die Nerven gehn -
geh vorbei und lass sie stehn.


Irgendwann wird dann gerastet,
an das Ziel herangetastet.

Setz dich hin, trink Apfelsprudel,
lass vorbei ein ganzes Rudel.

Bist du schließlich ausgeruht,
läuft es sich noch mal so gut.

 

Früher oder später kommt der letzte Kilometer

ich lauf weiter - hinterher weiß ich über mich viel mehr

sing Jakobs Hymne, Jakobs Blues -
und weiß, ich bin gut zu Fuß...

 

Man könnte auch die Pause nutzen,
um die Nase sich zu putzen.

Vom Gewissen unbelastet,
wird danach auch nicht gefastet.

Vielleicht gönnt man sich ein Eis -
schließlich ist es ziemlich heiß.


Kalauer den Weg verkürzen:
Fürze, die die Landschaft würzen.

Rückstoß hilft den Weg zu schaffen -
jeder hat so seine Waffen...

ohne Rücksicht auf Benimm -
gehst ja solo - ist nicht schlimm.


Schritt für Schritt geht's immer weiter -
und man stimmt sich denkend heiter:

Meine Hose ist ne enge -
gerade die, an der ich hänge.

Früher war sie passend weit -
war wohl schon vor langer Zeit.


Zwickt mich hinten meine Hose,
sitzt sie sicher nicht zu lose...

weil sie eher kneifend ist,
ist ihr Sitz vermutlich Mist,

passt sie nicht so, wie sie soll,
ist sie also wohl zu voll.

 

Früher oder später kommt der letzte Kilometer

ich lauf weiter - hinterher weiß ich über mich viel mehr

sing Jakobs Hymne, Jakobs Blues -
und weiß, ich bin gut zu Fuß...

 

Ob ich wandre, laufe, pilger -
wär spazieren gehn nicht bill'jer?

Stöcke kurz und Stöcke lang,
rauf und runter geht's den Hang,

Schuhe auf und Schuhe zu -
hinterm Zaun die Kuh schaut zu...


Gehen, denken, stehen bleiben,
um 'nen Einfall aufzuschreiben,

laufend kommen die Ideen -
deshalb bleibt man manchmal stehen...

schreib sie auf ein Stück Papier,
oder hast du keins bei dir?


Zwischen Rand- und Mittelstreifen
grimmige Gelüste reifen:

In der Nase Auspuffgase,
leerer Magen, volle Blase...

ungern läuft man auf Asphalt -
nächste Pause ziemlich bald...


Jeder Schritt sticht in die Waden,
auf den Wegen, auf den Pfaden

auf den Steinen, auf Basalt,
dazu pfeift der Wind auch kalt...

Wieder geht der Weg bergauf -
kann nicht mehr - ich hör jetzt auf.

 

Früher oder später kommt der letzte Kilometer

ich lauf weiter - hinterher weiß ich über mich viel mehr

sing Jakobs Hymne, Jakobs Blues -
und weiß, ich bin gut zu Fuß...

 

In den Schenkeln, in den Knien,
dieses Stechen, dieses Ziehen

Schmerzen lähmen das Gewissen -
so wird der auch nicht gebissen,

der sich in ein Auto setzt -
er hat sich halt überschätzt.


Immer gehen, ständig laufen,
kurze Zeit nur zum Verschnaufen.

Der geht langsam, der geht schneller,
mancher sucht spiritueller

seinen Weg zum lieben Gott -
mancher geht halt mit im Trott.


Hosianna, Halleluja
hört man nicht, und ab und zu, ja,

kann man auch, statt zu frohlocken,
Füße strecken, nur in Socken,

nur danach - das könnt so sein -
denkt man, Schuhe sind zu klein...


Meine Zehen wolln sich zeigen,
vom Geruch wolln wir mal schweigen,

meine Ballen nehmen übel,
und ich lauf wie blöd und grübel,

meine Fersen nehmen krumm -
warum bin ich nur so dumm...

 

Früher oder später kommt der letzte Kilometer

ich lauf weiter - hinterher weiß ich über mich viel mehr

sing Jakobs Hymne, Jakobs Blues -
und weiß, ich bin gut zu Fuß...

 

Läufst du schließlich automatisch,
gehst im Grunde fast apathisch

Jakobs Weg in Jakobs Gang,
folgst dem Takt im Kopfgesang,

Jakobs Stufen, Jakobs Schritt -
überall läuft Jakob mit.


Jakobs Lieder, Jakobs Worte,
Jakobs Muscheln, Jakobs Torte,

Jakobs Stock und Jakobs Stab,
Jakobs Sagen, Jakobs Grab,

Jakobs Erbe, Jakobs Leid,
Jakobs Segen nicht mehr weit...


Dann zum Abschluss das Sakrale
in Sankt Jakobs Kathedrale

wo der Weihrauchkessel hängt,
den man hoch an Seilen schwenkt,

duck dich, doch mach dich nicht klein.
Nach dem Weg muss das nicht sein...


Mancher sieht es fatalistisch,
eher nicht so spirituistisch,

andere nachts auch spirituosig,
manches scheint dann eher rosig

mancher schleicht sich langsam raus
und denkt schon mal an zu Haus.

 

Früher oder später kommt der letzte Kilometer

ich lauf weiter - hinterher weiß ich über mich viel mehr

sing Jakobs Hymne, Jakobs Blues -
und weiß, ich bin gut zu Fuß...

 

Manche sich dafür verbürgen:
Jakob hilft, man muss ihn würgen,

Hände um den Hals ihm legen,
an ihn drücken, nicht bewegen,

goldnes Kalb mal kurz berührt -
Pilger sind zutiefst gerührt.


Einer schaut, dass nichts passiert,
niemand den Verstand verliert.

Glaube trennt sich von Agnostik:
Wer nicht glaubt, dem wird es frostig -

auf den Platz raus durchs Portal -
Sonne, Rettung - grad noch mal...

 

Sieht den Weg man rückwärts ganz,
zieht für sich so die Bilanz,

merkt, allein schon das Erleben
kann dir jede Menge geben,

spürt man, wie die Lust entsteht,
dass man den Weg noch einmal geht.


Man hat manches ja gelesen,
weiß, wie's sein kann, wie's gewesen,

und mag sich auch dran erinnern,
wie's ist unter Selbst-Gewinnern...

Schluss mit Singsang - ist genuch -
gibt ja dazu manches Buch.

 

Früher oder später kommt der letzte Kilometer

ich lauf weiter - hinterher weiß ich über mich viel mehr

sing Jakobs Hymne, Jakobs Blues -
und weiß, ich bin gut zu Fuß...

 

Copyright 2014 Gerd Schinkel