Ehrlich
Du bist ehrlich zu mir,
brutal und offen und so
ehrlich zu mir,
lässt mich kaum hoffen, doch bist
ehrlich zu mir,
und ich steh wie begossen,
in Tränen ganz zerflossen
und bin nicht mehr in der Lage,
klar zu sehn.
Du bist ehrlich zu mir,
aufrichtig und so schrecklich
ehrlich zu mir,
machst mir so nichts vor und bist so
ehrlich zu mir,
und ich soll das schlucken,
kann vor Tränen kaum noch gucken
und bin nicht mehr in der Lage,
klar zu sehn.
Du bist ehrlich zu mir,
und sagst, genauso ehrlich
bist du selber zu dir,
hältst dies für unentbehrlich und so
sei das bei dir,
doch bei ihm bist du verschwiegen -
daran scheint dir viel zu liegen -
soviel kann ich durch die
Tränen sehn...
Warum nimmst du auf mich nicht
die selbe Rücksicht wie auf ihn?
Wird Ehrlichkeit, wie du sie mir zeigst,
von ihm nicht verziehn?
Hast du Mitleid mit ihm? Angst, ihn,
wenn du ehrlich bist, verlierst?
Dass du lieber deine Ehrlichkeit
auf mich nur konzentrierst?
Du bist ehrlich zu mir,
hältst ihn für unentbehrlich, sagst es
ehrlich zu mir,
und hältst es für gefährlich, sagst du's
ihm so wie mir -
hältst du mich für entbehrlicher?
Dann sag's so - das wär ehrlicher -
soviel muss ich mit Schmerzen
dann verstehn.
Und wär ich ehrlich zu dir,
brutal und offen und genauso
ehrlich zu dir,
könnt ich denn nicht drauf hoffen, es wird
herrlich mit dir,
dann wisch ich mir die Tränen,
um sie nie mehr zu erwähnen
um danach nur noch getrübt
nach vorn zu sehn...
Sei nicht so ehrlich zu mir -
mag nicht alles erfahren, sei nicht
ehrlich zu mir -
will lieber Hoffnung wahren, sei nicht
ehrlich zu mir
ich fleh dich an zu schweigen,
statt mir wie du ihn liebst zu zeigen -
will lieber ahnungslos als qualvoll
zu dir gehn...
Copyright 2014 Gerd Schinkel