Verwirrt und verirrt
Er kommt an und er hört - und er bleibt und er schreibt,
was er mag, was ihn stört, und woran er sich reibt.
Er jongliert mit den Worten, die er sprudelnd vergießt
und bewundert sich selbst: Was aus ihm alles fließt...
Wie er kam, was er sah - und wie hat er gelauscht...
Mal hat es ihn genervt, und mal war er berauscht.
Mal hat es nur gelangweilt und manchmal auch gefunkt.
Und er bringt es, so denkt er, genau auf den Punkt.
Wo war ich? Wo war er? Ich bin völlig verwirrt:
Wer - ob er oder ich - hat sich geschmacklich verirrt?
Ist die Frage erlaubt, oder viel zu intim:
Wessen Ohrn sind kaputt: Die von mir oder ihm...
War er da, wo ich war - oder an welchem Ort?
Denn von dem, was er schrieb, unterschreib ich kein Wort.
War ich irgendwo sonst, wo man ihn nie gesehn?
Was war dort, wo er war und ich nicht, bloß geschehn...
Wann hält er was von wem, und wieso und warum?
Ist das einfach bequem? Hält er Leute für dumm?
Aus den Fingern sich saugt er seine Phrasen so hohl.
Liest er selbst, was er schreibt? Ist ihm dabei noch wohl?
Er genießt seinen Ruf und wird gerne erkannt,
und er mag es gern hörn, wird sein Name genannt.
Die Kriterien, Maßstäbe, die er willkürlich knickt,
bastelt er sich zurecht, denkt, das wäre geschickt.
Manches findet er super, anderes mies oder schlecht.
Und statt fair ist er mehr ungerecht, selbstgerecht.
Woran er sich vergreift, das geläng' ihm selbst nie -
So weiß er alles besser - dabei weiß er nicht wie...
Copyright 2014 Gerd Schinkel