AUSGESTANDEN

 

Tage verträumt, manch Nächte durchwacht,

morgens verschlafen, sich mit Leuten verkracht -

so gehen Wochen und Monate rum -

eh man es merkt, ist das Jahr auch schon um.

 

Feste gefeiert, trauend geweint,

wer tröstet den, dem die Sonne nicht scheint?

Von Regen durchweicht und in Kälte gefror'n -

manchmal gejubelt und manchmal verlorn...

 

Ich hab's ausgestanden - mal sehn, wie's sich setzt...

wo wir noch landen - wer sich verschätzt...

Die Zukunft im Trüben, das Jahr abgehakt -

Genuss nur in Schüben - doch zu leben gewagt...

 

Schmerzen ertragen - Pillen geschluckt,

Tränen getrocknet und trotzig geguckt.

Fieber gesenkt und im Eifer geschwitzt -

ging manches schief, war doch anderes geritzt.

 

Schaut man nach vorne - was lässt man zurück?

'n Sack voller Flöhe? Ein Fass voller Glück?

Genug zum Vergessen, Erinn'rung zu fülln,

sich schamlos zu freuen, in Scham zu verhülln?

 

Die Zeit zur verschwendet, das Jahr schon verschenkt -

manches läuft rund, doch nicht so wie man denkt.

Weiter geht's, ob man sich freut oder grämt -

wen interessiert's, ob man bereut und sich schämt...

 

Wohin geht die Reise? Wie rasend die Fahrt?

Glatt und gepolstert, kurvig und hart

durch Jahreszeiten, Stunden fülln die Kartei -

Minuten, Sekunden - dann ist es vorbei.

 

Copyright 2014 Gerd Schinkel