VERGLEICHE

 

Warum ist manches eigentlich so, wie’s doch gar nicht sein kann?

Weshalb stehn manche nur in der Schlange und kommen nie dran?

Wieso geht allerhand ganz von alleine und andres klappt nie?

Wie kriegt einer n’ Sockel und n anderer soll auf die Knie?

Wer kann erklärn, warum manches nicht so ist, wie’s soll?

Warum ist manches Glas schon halb leer, doch ein anderes halb voll?

Wann hat der eine genug? Und der andere schon viel zu viel?

Warum ist das, was für einen kein Spaß ist, für andere ein Spiel?

 

Wenn du vergleichen kannst, hast du zu viel gesehn.

Dann kannst du Fragen stelln, wirst nicht alles verstehn,

warum manches anders ist, nicht alles gerecht,

dich manches nicht überzeugt, echt nicht ist, sondern schlecht.

 

Wie verdient mancher unglaublich viel, und ein anderer nicht?

Warum hat nicht das Wort von zwei Menschen dasselbe Gewicht?

Weshalb gilt, was der eine sagt, wenig, was der andere sagt, viel?

Wieso ist der Wunsch, dass es so wird, kein gemeinsames Ziel?

Wie kann manches so sein, wie’s doch eigentlich gar nicht sein darf

Warum lässt dich das eine ganz kalt, andres macht dich ganz scharf

Wieso läuft mancher immer voran, andere stets hinterher?

Weshalb hat mancher oft nur zu wenig, ein anderer viel mehr?

 

Wenn du vergleichen kannst, unterscheidest, sortierst,

fällt dir manch Antwort ein, wenn du dich interessierst,

warum manches anders ist, und nicht so, wie du denkst,

und du kannst überlegen, was du mit der Antwort anfängst.

 

Was kann man da machen? Alleine? Und macht einer mit?

Alles klappt nicht sofort, manches geht eben nur Schritt für Schritt.

Man muss eben rausfinden, wie viel man kann, und was nicht.

Und ausgebremst wird, wer nur ja sagt und nie widerspricht.

 

Wenn du Vergleiche ziehst, bist du schnell angeeckt,

unten durch, im Visier, denn du hast nen Defekt,

weil du nicht mit dir machen lässt, was ein anderer will –

denn wer wirklich erkannt hat, wo’s hakt, war die längste Zeit still.

 

Copyright 2012 Gerd Schinkel