BREITSEITEN
Der Saitenwind wild durch die Szene tobt.
Er hat zu viert unterm Hochbett von Jean geprobt.
Hans ist heut heiser, Steffen geschorn,
Schäng hat immer noch sein Herz in Bonn verlorn.
Die Lieder von damals leben noch im Kopf,
auf Abruf parat, drückt man den richt'gen Knopf,
dann klingen sie wieder, mancher sich entsinnt –
Breitseiten aus dem Saitenwind.
Vier Chaoten, Hans, Jean, Steffen und ich -
viel gestimmt, gespielt gelegentlich
Brecht ausgeschlachtet, mit Biermann ergänzt,
mit Mossmann und Liedern der Commune geglänzt.
Ein paar eigene Texte, auch selbst vertont -
manches, was uns sehr gestört, nicht mehr geschont.
Es klingt noch nach, mancher sich entsinnt –
Breitseiten aus dem Saitenwind.
Eine Klatsche von links – heftig vor den Latz…
gegen Doppelzüngigkeiten mit Musik Rabatz,
gnadenlos dem Konformismus auf der Spur,
den Grünen voraus: Spaß-Protest-Kultur.
Den Zink-Kübel auf den R4 geschnallt,
voll mit Instrumenten, die meisten alt,
Straßenmusik – mancher sich entsinnt –
Breitseiten aus dem Saitenwind...
Hans hat in Graz nicht nur ein Projekt.
Jean viel Lust in sein Orchester steckt.
Steffen düngt, dass die Kleinkunst blüht.
Auch ich bin längst noch nicht ausgeglüht.
Wenn auch getrennt schon so ewig lang,
ziehen wir im Grund doch noch am selben Strang,
wissen, wo wir, falls gebraucht, zu finden sind,
für Breitseiten aus dem Saitenwind…
Copyright 2012 Gerd Schinkel