DIE FLIEGE
Sie sitzt auf Holz bei mir und rührt sich nicht,
zeigt mir noch nicht mal, ob sie widerspricht.
Ob sie sich an den Tönen wohl berauscht?
Schon möglich, dass sie mir noch nicht mal lauscht.
Ob’s nur die Finger sind, auf die sie schaut,
denkt sie, vielleicht die Hand gleich nach ihr haut?
So sitzt sie einfach da und schaut gebannt,
doch nicht gespannt alleine auf die Hand.
Auch wenn die Fliege auf dem Instrument,
ein jedes Lied, das ich hier sing, schon kennt,
weiß ich doch nicht, ob ihr wohl eins gefällt,
weil sie ihr Urteil stets für sich behält.
Sie ist so schlau und intellektuell,
was ich ihr vorsing, das begreift sie schnell,
und darum glaub ich, das, was sie hier hört,
sie ganz gewiss nicht stört und nicht empört.
Und wollt ihr wissen, wie sie zu mir kam,
warum ich sie als Haustier zu mir nahm?
Es gab den CSU-Titanen Strauss,
der wollte irgendwann mal ganz groß raus.
Dagegen wetterte manch kluger Kopf,
und Strauss schmiss alle gleich in einen Topf:
Ja, seine Gegner, so verriet er gern,
doch alle Schmeißfliegen und Ratten wärn.
Soweit der Blick, auf das, was einst geschehn,
darum könnt Ihr hier diese Fliege sehn.
Die hat ein Künstler kurz danach gemacht
und pfiffig gleich in den Verkauf gebracht.
Hab von den Aufklebern ein paar gekauft,
meine Gitarren wohl damit getauft.
Nun fragen, Leute denen das gefällt:
„Wer hat die Fliegen-Klampfen hergestellt?“
Eh ich mit Fliege mal die Biege mach,
halt ich mit Liedern Euch ein wenig wach,
besing was mir und überhaupt passiert,
woran wir reifen, frech und ungeniert,
und jede Schmeißfliege, die macht mir Mut,
weil sie sich traut, und sowas find ich gut,
weil sie den Mist, der um uns rum passiert,
zumindest wahrnimmt und ihn registriert.
Copyright 2011 Gerd Schinkel