Gewissenhaft

 

Gerissen plagt er das Gewissen anderer Leute,

gewissermaßen ist er so gewissenlos.

Erweist sich damit als des Wahnsinns fette Beute,

und ist dafür als rechter Bissen riesengroß.

Er sorgt sich wortreich demagogisch um das Leben,

meint, unser Weg führt direkt in die Barbarei –

doch meint nicht, was sich Priester nehmen, statt zu geben:

Das Leid missbrauchter Kinder in der Sakristei.

 

Er kämpft energisch für die ungebornen Kinder –

ist überzeugt davon, dass er das Leben schützt.

Er provoziert und ist ein lauter Schuld-Verkünder,

glaubt, dass er so der Kirche und dem Glauben nützt.

Wenn schweren Herzens eine Frau sich dazu durchringt,

ihr Kind nicht auszutragen, weil die Kraft ihr fehlt –

ihr vorzuwerfen, dass sie dieses Kind nun umbringt,

verletzt die Frau, die man in schwerer Not noch quält.

 

Wenn es mehr Kinder gäbe, gäb’s genug für jeden,

der sich als geiler Kuttenträger gern vergreift,

denn jede Abtreibung - nur davon will er reden -

sei schon ein Mord, und es würd Zeit, dass man’s begreift.

Und was sind Qualen, die geborne Kinder leiden,

die einem Priester schutzlos in die Hände fieln?

Sagt er vielleicht: „Ist nicht so schlimm. Nicht zu vermeiden?“ –

Und wird es gar zu schlimm, vielleicht: „Er will nur spieln?“

 

Was zahlt die Kirche für den Mord an vielen Seelen?

Wie deutlich äußert er sich hier, der Kardinal?

Wenn ungehemmte Priester schwache Kinder quälen,

empört er sich - mal im Vergleich - doch eher schmal...

Spricht er von "Supergau", meint er nicht das Geschehen,

das viele Menschen so tief in Verzweiflung stieß.

Was man nicht sehen will, das will man halt nicht sehen.

Weshalb man Kinderschänder auch gewähren ließ...

Aber so ist er nun mal, und er wird so bleiben –

ein Ayatollah, der sich wichtig macht im Dom,

der keinen Fettnapf ausläst, um zu übertreiben,

und der für alles Rückenwind bekommt aus Rom.

Er predigt viel, predigt die Kirchen immer leerer,

und es sieht aus, als ob ihn das noch nicht mal stört.

Er weiß genau, ihm bleiben allerhand Verehrer,

die sind, wird Meisner kritisiert, auch gleich empört…

 

Copyright 2011 Gerd Schinkel