Der „gemachte“ Mann
(kommt man mit „gutt übern Berg“...)
Mein Freund ist klamm, muss nun sparn,
kann nur gebremst Auto fahrn,
verschwendet nichts, gönnt sich nicht viel.
Sein Dasein so, das ist kein Spiel.
Doch glaubt er fest, fängt er erst an,
ist er bald ein gemachter Mann.
Weil’s billig ist, zu Fuß zu gehn,
lässt er gern sein Auto stehn.
Es ist so teuer auf der Welt:
Kostet ja fast alles Geld.
Nie gibt er was für Unsinn aus,
doch mit nem Trick kommt er groß raus.
Er hat in der Stadt entdeckt:
Ein Parkhaus, das die Sinne weckt.
Bis zu ner Stunde keinen Cent –
was kriegt schon, wer dem Geld nachrennt?
Vorm Zeitablauf ne kurze Fahrt –
schon sind hundert Cent gespart.
Euros zahlt, wer länger bleibt.
Was bringt’s dem, der es richtig treibt?
Die erste Million kommt nur schwer –
leichter geht’s dann hinterher.
Man muss nur wissen, wie man’s macht,
bis man sich ins Fäustchen lacht.
Er hat klar ne Strategie,
ausgeklügelt – glaubst du nie:
Pro Stundenrunde wieder rein –
das bringt gesparte Euro ein.
Kalkuliert auf Punkt genau:
Geld verdient, ganz bauernschlau.
Geht’s stundenlang so raus und rein,
bleibt dabei sein Verdienst nicht klein.
Er hat gelernt: Wer investiert,
hat den Profit rasch maximiert:
Und wer mehr Autos flott bewegt,
hat zur Million die Spur gelegt.
Er stellt sich vor, wie’s weiter geht,
wie er die Reichtumsschraube dreht:
Wenn er paar Leute fahren lässt:
„Ein’-Euro-Job“ - bleibt ihm der Rest
und macht ihn zum Millionär –
vielleicht nicht gleich, doch hinterher.
Vom Geld träumt er so angeregt,
in Auto-Aktien angelegt.
Die Abwrackprämie beglückt.
Ein Auto-Neukauf ihn entzückt.
Die Presse ihm die Tür einrennt,
weil er den Weg aus der Krise kennt.
Die Politik ihn zu sich winkt,
weil er der Wirtschaft Kohle bringt:
Arbeitsplätze, investiern,
Gesetze beugen, profitiern.
Er weiß, wie man imponiert,
wie man mit Geschwätz jongliert.
Erfolgreich ist er populär,
zeigt was er kann – und zeigt noch mehr,
steigt die Leiter hoch hinauf –
alle schauen zu ihm rauf.
Dann weckt ein Alptraum ihn bei Nacht:
Man hat das Parkhaus dicht gemacht.
Copyright 2009 Gerd Schinkel
Wenn die Wirtschaft stolpert, sind Rezepte wohlfeil, Gesundbeter gefragt und Eigeninitiative sowieso. Im Nachgang der Bankenkrise kam die Wirtschaft nur schleppend wieder auf Touren – doch dann wurde ein neuer Wirtschaftsminister zum Superstar...