Noch frisch

 

Die Wohnung ist ne Falle:

Wird zum Tempel mit Altar.

Die Möbel alle unverrückt –

alles noch wies war.

Die Wände unverändert

und der freie Kopf blockiert.

Bilder in den Händen,

deren Anblick deprimiert.

 

Ein Ende kann kein Anfang sein,

ein Schluss kein Neubeginn,

wenn alles trist und trostlos ist

und tief im Dunkel drin.

Den Strich zu ziehen, abzuhaken,

was grad erst geschehn,

geht nicht, denn der Schmerz ist frisch

und will noch längst nicht gehn.

 

Das Bett war unser Bett,

das Zimmer doch nicht bloß ein Raum.

Durchs Fenster noch derselbe Blick,

im Schlaf nur einen Traum.

Fotos, Briefe, Kleinkram –

überall wie angeklebt:

Erinnerung verfliegt nicht...

Weiß bloß nicht mehr, wie man lebt...

 

Ein Ende kann kein Anfang sein,

ein Schluss kein Neubeginn,

wenn alles trist und trostlos ist

und tief im Dunkel drin.

Den Strich zu ziehen, abzuhaken,

was grad erst geschehn,

geht nicht, denn der Schmerz ist frisch

und will noch längst nicht gehn.

 

Wie wasch ich mein Gehirn frei?

Wie hör ich nicht länger Moll?

Hab Zeit, doch fehlt ein Ziel.

Weiß nicht, was ich im Leben soll...

Wo ist das, was mir gut tut?

Wer besorgt mir, was mir fehlt?

Wer holt dich, bringt dich wieder?

Hab sonst nichts, was wirklich zählt...

 

Ein Ende kann kein Anfang sein,

ein Schluss kein Neubeginn,

wenn alles trist und trostlos ist

und tief im Dunkel drin.

Den Strich zu ziehen, abzuhaken,

was grad erst geschehn,

geht nicht, denn der Schmerz ist frisch

und will noch längst nicht gehn.

 

Warum den Kopf nach oben?

Mir gehts besser, so versteckt...

Mag der Bär auch draußen tanzen –

fühl mich wohler unentdeckt.

Was soll ich unter Leuten?

Falsch wie sie sein und so nett?

Hab ein zerbrochnes Herz,

und bei mir ist so kalt im Bett...

 

Ein Ende kann kein Anfang sein,

ein Schluss kein Neubeginn,

wenn alles trist und trostlos ist

und tief im Dunkel drin.

Den Strich zu ziehen, abzuhaken,

was grad erst geschehn,

geht nicht, denn der Schmerz ist frisch

und will noch längst nicht gehn.

 

Copyright 2008  Gerd Schinkel

 

Neusortierung, Umorientierung ist mitunter zwingend, auch wenn's schwer fällt. Das Lied ist eine Neufassung des folgenden Liedes, das mir mit etwas Abstand zu belehrend erschien. Ich habe beide Texte nebeneinander gelassen, auf der CD aber nur dieses Lied aufgenommen. Es ist aus der Perspektive desjenigen, der unendlich leidet und gerade auf solche guten Ratschläge verzichten kann, wie sie im Ursprungstext gegeben werden. 

 

 

Neubeginn

 

Die Wohnung ist ne Wohnung

und kein Tempel mit Altar!

Stell die Möbel um! Es geht!

Lass nichts so wie es war.

Alles von den Wänden,

was das Denken dir blockiert.

Alles aus den Händen,

was dich doch nur deprimiert.           

 

Ein Ende ist ein Anfang

und ein Schluss ein Neubeginn.

Alles weit und offen –

was willst du im Keller drin?

Ein Strich gezogen, abgehakt –

über „Los“ ein neuer Start.

Nicht zurück, nach vorn geblickt –

ins Leben volle Fahrt...!

Nicht zurück, nach vorn geblickt –

ins Leben volle Fahrt...!

 

Das Bett ist nur ein Bett.

Und das Zimmer nur ein Raum.

Das Fenster gibt den Blick frei.

Der Schlaf bringt neuen Traum.

Fotos, Briefe, Kleinkram

im Karton fest zugeklebt:

Erinnerung für später mal –

doch nun erst mal gelebt...

 

Ein Ende ist ein Anfang

und ein Schluss ein Neubeginn.

Alles weit und offen –

was willst du im Keller drin?

Ein Strich gezogen, abgehakt –

über „Los“ ein neuer Start.

Nicht zurück, nach vorn geblickt –

ins Leben volle Fahrt...!

Nicht zurück, nach vorn geblickt –

ins Leben volle Fahrt...!

 

Wasch dir dein Gehirn frei.

Hör nicht länger mehr nur Moll.

Nimm dir Zeit und Ziele.

Such das Leben, prall und voll.

Gönn dir, was dir gut tut,

und besorg dir, was dir fehlt.

Such dir, was dich weiter bringt,

was wichtig ist, was zählt...

 

Ein Ende ist ein Anfang

und ein Schluss ein Neubeginn.

Alles weit und offen –

was willst du im Keller drin?

Ein Strich gezogen, abgehakt –

über „Los“ ein neuer Start.

Nicht zurück, nach vorn geblickt –

ins Leben volle Fahrt...!

Nicht zurück, nach vorn geblickt –

ins Leben volle Fahrt...!

 

Und jetzt den Kopf nach oben

und nicht länger mehr versteckt.

Draußen tanzt der Bär –

du hast es nur noch nicht entdeckt.

Misch dich unter Leute –

manche sind sogar ganz nett...

Mach Platz in deinem Herzen –

und vielleicht auch Platz im Bett...   

 

Ein Ende ist ein Anfang

und ein Schluss ein Neubeginn.

Alles weit und offen –

was willst du im Keller drin?

Ein Strich gezogen, abgehakt –

über „Los“ ein neuer Start.

Nicht zurück, nach vorn geblickt –

ins Leben volle Fahrt...!

Nicht zurück, nach vorn geblickt –

ins Leben volle Fahrt...!

 

Copyright 2008  Gerd Schinkel

 

Die belehrende Variante, die mutmaßlich in ihrer guten Absicht doch eher dazu beitragen könnte, dass das erstrebte Ziel erst recht nicht erreicht wird, weil der leidende Mensch ja oft gegenüber solchen Coachings immun ist...