Heut geht M.G.
Kein Weg zur Arbeit mehr per Bus.
Damit ist ab heute Schluss.
Mal früh zur Schicht, mal spät erst frei?
Ist ab heute auch vorbei.
Mit Margit mal zum Kiosk gehen?
Da wird man sie nicht mehr sehn.
In Konferenzen viel notiern?
Wird ihr ab heut nicht mehr passiern.
Die Redaktion stöhnt Weh und Ach:
Heut geht Marlies Grützenbach.
Kein RvD mehr schrill und laut.
Kein Redakteur, der muffig schaut.
Egal, ob der Kopierer geht,
ein Fax kommt und die Leitung steht.
Kein Honorar, das sie mehr schreibt.
Kein Assi sich am Dienstplan reibt.
Kein Moderator mehr dumm fragt.
Und keiner ihr die Ohrn voll klagt.
Die Redaktion wird blass und schwach:
Heut geht Marlies Grützenbach.
Geduld muss sie nicht mehr zeigen:
Klingelts, kann sie einfach schweigen.
Kein Anruf landet mehr bei ihr,
kein Durchzug mehr bei offner Tür,
der Drucker mag zur Unzeit spinnen,
im Kühlschrank soll die Milch gerinnen.
Kein Anruf mehr von Barbara:
Marlies macht ab heut sich rar.
Ein Schreck: Die Redaktion wird wach:
Heut geht Marlies Grützenbach.
Sie geht - und das sei ihr gegönnt.
Auch dass sie denkt, dass „man sie könnt“.
Hier hat sie lang genug geschrieben,
telefoniert, sich aufgerieben.
Der Bus fährt sie zurück nach Haus:
Nach Bensberg, dort ruht sie sich aus.
Jetzt nur noch Tochter, Mutter, Oma –
und wir falln traurig fast ins Koma -
Die Spatzen pfeifen es vom Dach:
Alles Gute, Marlies Grützenbach…
Copyright 2007 Gerd Schinkel
Wenn das Berufsleben auf sein Ende zusteuert, sind manche froh und glücklich, andere dagegen werden manchmal traurig und voller Sorge, was werden soll, wenn plötzlich so viel Freizeit zur Verfügung steht. Auch wenn Kollegen sentimental werden - es gibt doch allen Grund, sich auf den neuen Lebensabschnitt zu freuen. Doch nicht immer ist es dann möglich, im Ruhestand den „Un-Ruhestand“ zu vermeiden...