DIE SENIORENHOSE G/1
Ich hab ne Hose, die ich fünffach schließen kann GD9e
Und ich geb zu, ich zieh sie eher ungern an. CH8a6D9
Ich fühl mich fast schon wie ein Safe, wenn ich sie trag. GD9e
Ich weiß, woran es liegt, dass ich sie nicht so mag. CH8a6D9
Wenn ich sie anziehn will, dann weiß ich, ich brauch Zeit, CH8H7e
um sie zu schließen, dabei ist sie gar nicht weit, a6H8D9
Hab ich sie endlich zu, dann weiß ich, sie sitzt fest, CH8H7e
und hab an Zweifeln daran nicht den kleinsten Rest. a6D9G
Refrain:
Es ist die ultimative Hose. CH7e
Sie hängt an mir herunter garantiert nicht lose. a6D9e
Ich verlass mich auf sie, wie sie an mir hängt - CH7e I C
hab ich mich mühsam doch in sie hineingezwängt GD9e
Bedeckt sie vollständig Gesäß und beide Beine,
dann trägt der erste Knopf Verantwortung alleine.
Und wenn er widerstandslos durch das Knopfloch dringt,
sich der Hosenbund fest um die Hüfte schlingt.
Dann kommt ein Haken zur Versicherung und Vorsicht,
damit nicht aus der Hose irgendwas hervorsticht.
Als Drittes kommt dann schließlich noch ein Riegel vor,
dann bin ich sicher, es ragt wirklich nichts hervor.
Danach zieh ich den breiten Gürtel durch die Schlaufen -
man kann die Hose gar nicht ohne Schlaufen kaufen -
und schieb das Ende durch die Schnalle bis zum Loch -
kein Zweifel - was er machen soll, das macht er doch.
Als Letztes muss ich mir den Hosenschlitz noch schließen,
dann kann sich sicher rein und raus auch nichts ergießen.
Umschlossen ist dann rundum sorglos das Paket;
bestimmt auch keiner in Verlegenheit gerät.
Ich sah beim Kauf der Hose nur auf beide Röhren,
dass sie auch lang genug sind, keine Lücken stören,
hab nicht, dass mich was überraschen könnt, geglaubt.
Sie hatte Falten, war gebügelt, nicht verstaubt.
Sie sollte Oberschenkel und die Waden wärmen,
und die Erfüllung dieses Zweckes ließ mich schwärmen.
Doch dann beim Anprobieren kam ich zum Verschluss,
und fand, dass ich doch erst mal überlegen muss.
Nun, ich bin alt und muss nicht alles, was zu sehen
ist, erfassen und begreifen und verstehen -
ich kann die Dinge auch auf sich beruhen lassen,
solange mir die Hosen, die ich trage, passen.
Verändert manchmal sich der Inhalt allerdings,
mal mehr, mal weniger du auf die Waage bringst,
die Zeit manch alter Hose dann zu Ende geht,
weil dir die Hose, passt sie nicht mehr, auch nicht steht.
Sie hängt an dir, aber die schlottert oder schlackert,
obwohl nicht das Geringste in den Taschen klackert.
Sie soll ja sitzen, ob du dich hinsetzt oder stehst,
wenn du sie trägst, obwohl du in der Hose gehst…
Der Sinn der Schließung aber sollte sich erschließen:
Mit zwei Verschlüssen könnte auch schon nichts mehr fließen.
Ist alle gut verpackt, kein off‘nes Scheunentor,
braucht doch die Hose kein‘ Verschluss wie ein Tresor.
© 2024 Gerd Schinkel