AUF DER ANDERN SEITE

 

 

 

Auf der andern Straßenseite hängt rot-weißes Flatterband.

 

Ich steh zehn Meter gegenüber, mit der Gitarre in der Hand.

 

Hinter Absperrgittern drängeln sich Leute der Atomfabrik,

 

besorgt um ihre Arbeitsplätze, Angst sitzt ihnen im Genick.

 

Übertariflich gut bezahlt, schätzen sie ihre Arbeit sehr.

 

Und sie mögen sich nicht vorstelln, gäb es die für sie nicht mehr.

 

Für wen sie was tun, schert sie nicht, solange man sie gut entlohnt.

 

Gründe denken sie sich schön. Ihr Gewissen bleibt geschont.

 

 

 

Refrain:

 

Und sie gehn an ihre Arbeit, denken sich nicht viel dabei,

 

wissen, kommt ihr Lohn aufs Konto, macht das Geld sie sorgenfrei.

 

In höchsten Tönen lobt ihr Chef ihre Arbeitsqualität -

 

sie erinnert, ohne Einsicht, eher an Kriminalität…

 

 

 

Was hier geplant, getan wird, um Gewinn zu maximiern,

 

kann die Menschheit, wenn es dabei bleibt, mit in den Abgrund führn.

 

Doch die Partner, die zusammenwirken, interessiert das nicht:

 

Kein Argument hat mit Gewinn vergleichbares Gewicht.

 

Russland und Frankreich ziehn in Deutschland fest am gleichen Strick:

 

Uran wird im Atomwahn zur Gefährdung im Genick.

 

Die Strahlung bedroht Leben, und was verdient wird, nützt dem Krieg.

 

Was hier geschieht, doch nur allein an Macht- und Geldgier liegt…

 

 

 

Framatom und Rosatom und die Belegschaft hier,

 

haben andere Interessen - wer sich wehren muss, sind wir.

 

Der Kampf ums Überleben wird in Lingen auch geführt,

 

wie man mit Geld Gewissen lähmt, man in Lingen deutlich spürt.

 

Mit welchen Risiken wir leben, liegt in unserer Hand.

 

Habgier lähmt als starker Drang erheblich den Verstand,

 

und setzt den Instinkt aus, Gefahren aus dem Weg zu gehn

 

Verstand ist korrumpierbar - das ist in Lingen klar zu sehn.

 

 

 

© 2024 Gerd Schinkel