DER RAUSWURF

 

 

 

Muss einer unfreiwillig irgendwas beenden,

 

dann strickt er gerne zur Erklärung an Legenden

 

und sagt, von langer Hand geplant wär das gemein -

 

und es wär schließlich sowieso ein Scheißverein…

 

Was da geschehen ist, das ist dann auch gewesen.

 

Man wird ausführlicher in den Annalen lesen,

 

wenn man mit Abstand etwas mehr darüber weiß,

 

und nicht mehr selbstverständlich sagt: Was für ein Scheiß.

 

 

 

Man kann selbst seinen Rauswurf gründlich provozieren,

 

darf sich nicht wundern, sollte das auch funktionieren:

 

Wer schlecht regiert, den lässt man besser nicht im Amt,

 

eh er die Karre an nen Brückenpfeiler rammt.

 

Und aufschlussreich beginnt danach gleich das Theater:

 

Einer redet streng wie ein enttäuschter Vater,

 

als wäre der Geschasste ein missrat‘ner Sohn,

 

und der bekäme jetzt nur den verdienten Lohn.

 

 

 

Zwei zeigen, wie Geschwister, sich eher betreten,

 

als würden sie gleich um die Zukunft flehn und beten.

 

Man erinnert an die Kämpfe, die man focht,

 

und tut so, als hätt man sich anfangs doch gemocht.

 

Dann kommt der vor die Tür gesetzte Missetäter,

 

und tut jetzt so, als wäre er nicht der Verräter,

 

sondern die andern hätten alles so geplant -

 

und zwar hinterhältig lange angebahnt.

 

 

 

Dann haut die Presse auf den einen oder andern.

 

Man liest die Kommentare alle durch und kann dann

 

daran erkennen, man kann alles anders sehn -

 

man muss dann nur ein bisschen an der Wahrheit drehn.

 

Was soll man davon halten und was dazu sagen,

 

wenn sich die Dinge unerwartet überschlagen,

 

auch wenn im Rückblick überraschend gar nichts kam,

 

der Lauf der Dinge einfach seine Richtung nahm.

 

 

 

Man könnt nun trauern und bedauern oder klagen -

 

oder begeistert feiern und zu jubeln wagen.

 

Die einen hoffen, andere bangen, was geschieht,

 

wenn man den Stöpsel aus der Badewanne zieht.

 

Ist das Wasser aus der Wanne abgelaufen,

 

muss man nicht gleich ne neue Badewanne kaufen.

 

Doch eh man dann am Wasserhahn dreht an der Wand

 

säubert man besser erst den braunen Wannenrand…

 

 

 

© 2024 Gerd Schinkel