EPITAPH FÜR EBERHARD KUHRAU

 

 

 

Man glaubt, es drängt ja nicht die Zeit -                    

 

es ist ja sowieso nicht weit -

 

man ist doch in der Nähe und nicht aus der Welt…

 

man schiebt es auf die lange Bank,

 

weiß ja: Das Alter, und auch krank…

 

hofft, dass die Kraft noch reicht, die am Leben hält.

 

 

 

Dann ist es aus und schon vorbei

 

die Selbstverständlichkeit entzwei,

 

verschwendet ungenutzt jede Gelegenheit.

 

Die letzte Chance vertan,

 

dachte beizeiten nicht daran -

 

und war eigentlich latent dazu bereit.

 

 

 

Ein Tag fängt nach dem andern an -

 

man lebt und schläft, und denkt nicht dran,

 

dass sich nicht Einerlei auf ewig wiederholt.

 

Dann ziehn die Wolken aus dem Blick,

 

und man kriegt Schmerzen im Genick,

 

und man läuft mühsamer inzwischen weich besohlt…

 

 

 

Ein Leben, reichlich durchgelebt,

 

man durch Erinnerungen schwebt,

 

manche im Nebel, andere schemenhaft erahnt…

 

Wie gut war man wirklich vertraut?

 

Man hat respektvoll aufgeschaut…

 

dem Weg erst nachgefolgt - dann selbst ein Stück gebahnt.

 

 

 

Wie gut man sich zur Lebzeit kennt…

 

Dann erst sieht man das Monument,

 

das ohne Schattenwurf die Sonne warm bestrahlt.

 

Gedenken steigt tief aus dem Herz -

 

und nimmt die Richtung himmelwärts

 

und wird mit reichlicher Erinnerung bezahlt.

 

 

 

Wo kommt er an, ist er am Ziel?

 

was bleibt dort von Kontur, Profil?

 

Wartet auf jeden dort ein zugewiesener Platz?

 

Wird er, wie auf Erden bis zuletzt,

 

dort respektiert und wertgeschätzt?

 

Die Lücke, die er hinterlässt, füllt kein Ersatz.

 

 

 

© 2024 Gerd Schinkel