DER ALTERNATIVLOSE NETZWERKER

 

 

 

Da war ein Netzwerker mit smartem Telefon

 

Der alles besser weiß und der kennt auch jeden schon.

 

Er ist seit Ewigkeit dabei und immer informiert -

 

nichts in der Szene, ohne dass er‘s weiß, passiert.

 

Er weiß, wo er drücken muss, damit was geschieht,

 

hat alle Fäden in der Hand, die bei Bedarf man zieht,

 

hat im richtigen Moment alle Nummern parat,

 

wenn irgendetwas blüht und gedeiht, dann ist das seine Saat

 

 

 

Ohne ihn geht gar nichts - weil ohne ihn gar nichts geht…

Wenn irgendwas mal nicht ging, war‘s sowieso zu spät.

Er hat die Finger überall tief mittendrin, und ist er

irgendwo noch nicht, will er da rein und schleunigst hin.

Er ist völlig sicher, dass ohne ihn nichts läuft -

dabei hat er so viel zu tun, dass er darin fast ersäuft.

 

 

 

Man kennt ihn nicht nur flüchtig, denn er ist bekannt.

 

Sein Name wird, weiß er, mit Hochachtung genannt,

 

Überall begegnet man ihm mit tiefem Respekt.

 

Wer zu ihm keinen guten Draht hat, sich versteckt.

 

Er ist der erste, der sich meldet und was sagt.

 

Er redet oft und gern und viel - auch wenn man ihn nicht fragt.

 

Dann nimmt er Stellung, erläutert seine Position -

 

wohin die Mehrheit dann auch geht, da ist er vorher schon.

 

 

 

Bei jeder Konferenz, bei jedem Meeting ist er dabei.

 

Er könnt ja irgendwas verpassen, darum nimmt er sich nie frei.

 

Wenn ihn einer kritisiert, reagiert er ziemlich barsch -

 

oder antwortet: „Ach, leck mich doch am Arsch.“

 

Keiner sagt ihm je was Neues - und wenn doch, ist er erstaunt.

 

Geheimes hat man längst ihm vertraulich zugeraunt.

 

Nichts kann ihn überraschen, weil er alles stets durchschaut.

 

Tanzt man nicht nach seiner Pfeife, er gewaltig auf die Kacke haut.

 

 

 

Er erträgt ne Menge, aber eines wirklich nicht:

 

Dass man bezweifelt, was er sagt, und ihm widerspricht,

 

dass man ihm nicht glaubt, das ist er nicht gewohnt,

 

und wenn er‘s merkt, bleibt keiner von seiner Wut verschont.

 

Er übernimmt Verantwortung und trägt an ihr schwer.

 

Von ihr kriegt er niemals genug und will immer mehr.

 

Dass er gelegentlich sich dabei übernimmt,

 

Weist er entschieden klar zurück, weil es gar nicht stimmt

 

 

 

Hört er die Flöhe husten, ist das gleich ein Donnergrolln.

 

Er rechnet dann damit. dass ihn alle fragen, was sie machen solln.

 

Dann lehnt er sich zurück und genießt den Augenblick.

 

In dem Moment kriegt er den ultimativen Kick.

 

Absolut ist er gewiss, dass man ihn braucht -

 

einer muss ja löschen, wenn es wieder qualmt und raucht.

 

Er ist unverzichtbar - das ist ihm und allen andern klar -

 

genauso ist es, war es stets und bleibt immer wahr.

 

 

 

Er kennt so einen auch, doch denkt er nicht an sich.

 

Wenn er sich über den erregt, dann schimpft er fürchterlich.

 

Und er ist sich auch sicher: Von denen, die er kennt,

 

ist keiner auch nur annähernd, so wie er, kompetent.

 

Ob er weiß, an wenn man bei dem Lied gleich denkt?

 

Denkt er nach, wie er Blicke in ne andere Richtung lenkt?

 

Wenn er davon Wind bekommt, er dazwischen funkt…

 

dabei ist das Lied doch überhaupt nur rumgeunkt…

 

 

 

© 2024 Gerd Schinkel