RASANT GERADEAUS

 

 

 

Er fährt mit Rasanz in die Kurven

 

und mit Präzision geradeaus,

 

gepresst in den Sitz hinterm Lenkrad

 

und bremst Kontrahenten fein aus.

 

im Cockpit lenkt er in die Boxen

 

und lässt andere Reifen aufziehn - 

 

entsteigt er beherzt dem Boliden,

 

um dem Zirkus entnervt zu entfliehn.

 

 

 

Jahrelang fuhr er immer im Kreise,

 

nach vorn doch nie irgendwohin,

 

zum Ziel weg vom Start durch die Runden

 

und grübelte über den Sinn:

 

Wer bin ich beim Losfahrn gewesen?

 

Und wer kam am End der Tour an?

 

Und was unterwegs mit mir vorging,

 

erfahr ich vielleicht irgendwann…

 

 

 

Und was passiert abseits der Piste,

 

war er stur vorbeigerauscht?

 

Hing der Helm danach an der Garderobe?

 

Womit war die Montur dann getauscht

 

klebrig vom Sekt nach der Dusche,

 

heraus er sich mühsam geschält.

 

Hat ihn der Sitz auf der Stelle

 

ohne röhrenden Motor gequält?

 

 

 

Das Startsignal extra nicht hören,

 

Schikanen bewusst übersehn,

 

nach dem Ziel erst mal nicht halten

 

geradeaus auf lange Tour gehn.

 

Rasant nun geradeaus, nichts umfahren,

 

der Nase nach nur stur nach vorn,

 

den eignen Kurs aus dem Blick nie verlieren,

 

fühlt sich auf einmal an wie neu geborn.

 

 

 

Fährt er jedem im Weg auf der Strecke

 

Weil er queer fährt, fährt er deshalb quer?

 

Wenn er Gas gibt, röhrt dann auch der Motor -

 

fährt er langsam nicht mehr hinterher.

 

Streckenposten ihm nachschaun,

 

wie er so lang den Kurs halten kann.

 

Die Sonne scheint - er fährt gemütlich,

 

sieht die Gegend sich gutgelaunt an.

 

 

 

Wenigstens einmal andersrum fahren…

 

hat er nie davon mal geträumt?

 

Andern entgegenzusteuern?

 

Was im Weg quer liegt, wird weggeräumt…

 

Verkehrt rum das Ziel zu passieren,

 

den Fahnenschwenk hoch übersehn…

 

das Karussellfahren beenden,

 

auf festem Grund breitbeinig stehn…

 

 

 

© 2024 Gerd Schinkel