ERMITTLUNGSLUSTVERLUST
Manche sparen Steuern auf einfallsreiche Weise.
Da redet man nicht drüber, darüber schweigt man weise.
Wer dunkle Wege schreitet, weil man hohe Kosten scheut -
über gesparte Steuer man sich selbstverständlich freut.
Die höchste Staatsanwältin, Gaunern auf der Spur,
bekam die Nase voll - die Arbeit wurde zur Tortur,
für Strafverfolger, die Gerechtigkeit allein gesucht,
das System der Wirklichkeit mit dickem Hals verflucht.
Die Kleinen hängt man auf – Große lässt man laufen,
die Armen wer’n verurteilt, Reiche könn‘ sich Freispruch kaufen.
Steuerhinterzieher wissen sich Strafen zu entziehn,
wohin sie, falls es nötig wird, dann rechtzeitig entfliehn.
Verbrecherjagd mit Ausdauer, heißt „Dicke Bretter bohrn“.
mit Knüppel zwischen Beinen, geht die Lust schon mal verlorn.
Wenn Wind mehr ins Gesicht bläst, statt in den Rücken weht,
wohl mancher Strafverfolgungs-Eifer in die Binsen geht…
Sind Dealer mehr gefragt, um einem Urteil zu entgehn,
sind Staatsanwälte, die die Segel streichen, zu verstehn.
Die Dealerei beenden, wäre ein gerechtes Ziel -
dies in der Staatsanwaltschaft zu erhoffen, scheint zu viel.
Wird Steuerfahndung eingeschränkt - wer soll dann profitiern?
Der Sumpf ist so morastig - Strafe mag niemand riskiern.
Beharrliche Ermittler lobt man lieber schnellstens weg.
Eh einer tief im Sumpf versinkt, wird das Gesetz versteckt.
Hat die höchste Staatsanwältin ihren Stuhl geräumt -
kein Steuerhinterzieher hätt‘ davon wohl je geträumt…
Nun sind die Krähen wieder unter sich und auch fein raus:
Keine Krähe hackt je Augen anderer Krähen aus.
Der Staat kriegt nicht geregelt, was seine Aufgaben doch sind.
Wer beide Augen zudrückt, stellt sich bei der Fahndung blind.
Politiker mit Nachsicht lassen fünfe gerade sein –
Ermittler, die mit Sorgfalt fahnden, bleiben oft allein.
Verkrustete Behörden erstatten kaum korrekt Bericht.
Gehn viele durch die Lappen und niemand stellt sie vor Gericht
Wer Strukturn nicht aufbricht, nicht Systeme hinterfragt,
der stört sich auch nicht daran, wenn Steuerfahndung halt versagt.
© 2024 Gerd Schinkel