Tschuldigung
Du forderst Loyalität – bin ich Loyalitäter?
Nicht dein Werkzeug – lieber dein Verräter.
Kanns nicht ändern, deinen Zorn verstehn,
doch will ich auch noch morgen in den Spiegel sehn…e
Du lässt dich gern hofiern – solltest Höflinge suchen.
Was du kannst, ist nur niveaulos fluchen.
Dein Anstand klemmt – ist das dein eigener Stil?
Nur ein Tag länger bei dir ist ein Tag zuviel.
Du denkst, du hättest mich am Nasenring –
Tschuldigung,
wenn ich dich jetzt zur Weißglut bring.
Du sprichst mir Kompetenz ab - du als Inkompetenter.
Spielst dich auf, als führtest du Regimenter.
Schrei nur rum, solang du dir verkneifst,
andere zu belehren, weil du nichts begreifst.
Du willst Respekt, bist nicht die Spur respektabel,
Format? Keins da. Dein ganzer Auftritt blamabel,
kannst eim leid tun – mein Mitleid ist begrenzt –
ich leg auch keinen Wert drauf, dass du mich noch kennst.
Du meinst, du könntest mich am Halsband führn –
Tschuldigung:
Ich lass dich deinen Zorn gern spürn.
Du bist von dir überzeugt, hältst dich für unwiderstehlich.
Was du bist? Auf jeden Fall zu wenig.
Was du tust – raus kommt doch nur Mist,
für den nur du verantwortlich zu machen bist.
Hältst dich für kollegial – machst dich cholerisch wichtig,
zeigst die Richtung, doch die ist nicht richtig.
Gut beschützt tust du, was dir gefällt,
und dafür kriegst du auch noch einen Haufen Geld.
Du glaubst, du hättest mich in deiner Hand –
Tschuldigung: Dafür reicht nicht dein Verstand.
Copyright 2005 Gerd Schinkel
Noch ein Lied aus der Kategorie "Erfahrungen aus der Arbeitswelt", die mir durch meine abhängige Berufstätigkeit gelegentlich zuwachsen. Hier geht es um den Begriff "Loyalität". Manche Vorgesetzte betrachten sie wohl als wichtigste Tugend und fordern sie gerade von ihnen untergebenen "niederen" Führungskräften in undankbarer "Sandwich-Position". Was aber, wenn ein höherer Vorgesetzter durch eigenes ungutes Tun Loyalität gerade nicht verdient und die "nachgeordnete Führungskraft" im Grunde Verrat üben muss, um Schaden vom Unternehmen abzuwenden...?