So gut

 

Ach wie gut,

wenn man mit keinem teilen muss,

nirgends sich beeilen muss,

bei niemandem verweilen muss...

 

Wunderbar,

wenn man sich verstecken kann,

seine Wunden lecken kann,

andere erschrecken kann...

 

Supergut,

wenn man stets zu essen hat,

alles im Ermessen hat,

was man zu vergessen hat...

 

Gut,

wenn man nichts bedenken muss,

anderen nichts schenken muss,

für keinen sich verrenken muss...

 

Wunderbar,

wenn man sich selber ehren kann,

andere belehren kann,

alles frei begehren kann...

 

Supergut,

wenn man zu entscheiden hat,

was man zu vermeiden hat,

gar nichts zu beeiden hat...

 

Gut,

wenn man nur Fahnen hissen muss,

dabei nicht alles wissen muss,

und trotzdem nichts vermissen muss,

 

Wunderbar,

wenn man alles kriegen kann,

immer oben liegen kann,

natürlich immer siegen kann...

 

Supergut,

wenn man nichts zu verschweigen hat,

sich nicht zu verneigen hat,

genügend vorzuzeigen hat...

 

Gut,

wenn man nichts mehr lernen muss,

nirgends sich entfernen muss,

bestimmt nicht zu den Sternen muss...

 

Wunderbar,

wenn man nicht verlieren kann,

allen imponieren kann,

andere inhaftieren kann...

 

Supergut,

wenn man nicht zu bezahlen hat,

genügend, um zu prahlen hat,

und nirgendwo Rivalen hat...

 

Gut,

wenn man nicht mehr reifen muss,

gar nichts mehr begreifen muss,

und sich nichts verkneifen muss...

 

Wunderbar,

wenn man sich immer wehren kann,

sich um gar nichts scheren kann,

und jedermann belehren kann...

 

Supergut,

wenn man genug zum Leben hat,

wenn man nie schwer zu heben hat,

und keinem was zu geben hat...

 

Gut,

wenn sich keiner schämen muss,

und sich keiner grämen muss,

keiner sich benehmen muss...

 

Wunderbar,

wenn man immer wählen kann,

und davon erzählen kann,

und auch andere quälen kann...

 

Supergut,

wenn man nichts zu ertragen hat,

man nicht lang zu fragen hat,

man der ist, der zu sagen hat...

 

gut,

so gut,

so saugut,

so gut, gut, gut, gut...             

 

Copyright 2005 Gerd Schinkel

 

Wer durch Kanada oder erst recht durch die USA fährt, muss sich mit dem ungewohnten Anblick auseinandersetzen, dass vor wirklich sehr vielen Häusern die Nationalfahnen flattern. Das muss als unverkrampftes Bekenntnis zu nationalen Werten nicht per se schlecht sein, doch wenn es deutlich gepaart ist mit einem durch nichts zu erschütternden Nationalstolz, der wiederum unfähig macht, sich mit Schwä-chen und Fehlern – eigenen oder denen der Regierung - auseinander zu setzen, hört der Spaß auf. Dann ist es eben nur noch "so gut", zum "Volk der Auserwählten" zu gehören.