Aufgewacht

 

Aufgewacht –

und die Bäume sind kahl.

Satt grüne Kronen:

Wann war das noch mal?

Die Blätter am Boden,

die wirbelt der Wind auf zum Tanz.

 

Aufgestanden –

der Himmel so grau.

Gelegentlich Regen,

mitunter auch blau.

Das Kerzenlicht flackert, 

und schon zeigt der Mond fahlen Glanz.

 

Zeit für Besinnung,

für Ruhe - und auch für Bilanz.

 

Aufgewacht –

Blick zur Uhr: Es ist spät.

Wieder verschlafen

und manches verschmäht.

Was bleibt ist nicht viel:

Ist im Grunde nicht mehr als ein Rest.

 

Aufgestanden –

der Rücken tut weh.

Überrollt von so viel,

und wer mag, es versteh...

Keiner muss alles begreifen,

auch ohne Attest.

Zeit für Besinnung,

für Ruhe - wenn man sie uns lässt.

 

Aufgewacht –

und die Sonne scheint warm.

Wir haben uns beide:

Genug - sind nicht arm.

Noch gibt es so viel zu entdecken

und so viel zu sehn.

 

Aufgewacht –

und den Arm ausgestreckt.

Und wenn du noch schläfst,

dich behutsam geweckt.

Nahe Ziele sich suchen und finden –

und dabei verstehn.

Zeit für Besinnung,

in Ruhe gemeinsam zu gehn.

 

Aufgeweckt –

sieh die Blüten am Baum!

Reib den Schlaf aus den Augen!

Erzähl deinen Traum!

Und dann wolln wir sehn,  wie das Leben

es gut mit uns meint.

 

Aufgestanden –

den Tag nicht verpasst.

Freude verschwendet

und Sehnsucht verprasst...

Was immer da leuchtet, am Himmel

so hell für uns scheint.

 

Zeit für uns beide –

gemeinsam, zusammen, vereint.

 

Copyright 2004 Gerd Schinkel

 

Das Lied klingt vielleicht melancholischer als es eigentlich gemeint ist. Es ist aus einer offenen d-Moll-Stimmung entstanden, auf der ich herumgeklimpert habe, bis mir ein Einstieg in eine Textidee einfiel.